Ein Mensch, den man beim Lesen fand,
verlor einst völlig den Verstand,
weil jedes Wort sofort verschwand
von dorten, wo es vorher stand.
So musst’ er vor dem Sich-entfernen
den ganzen Text auswendig lernen.
„Was soll’s“, sprach er, „so ist mein Wesen!
Ich hätt’s eh nicht noch mal gelesen“.
Jedoch was nützt ihm dieses bloß?
Er wurd’ den Text jetzt nicht mehr los.
Und ob’s nun Fluch war oder Segen,
der Text folgt’ ihm auf allen Wegen
Aus der Musik ist das bekannt,
dort wird es Ohrwurm oft genannt.
Ich glaube, dass in Komponisten
wohl tausend solche „Würmer“ nisten.
Beim Dichter sind’s die kleinen Lettern,
die über seine Seele klettern.
Er kann sich gar nicht davor retten,
was die ihm zu berichten hätten.
wir machen bei unserem literarischen Schreibkreis vor dem eigentlichen einstündigen Geschichtenschreiben immer eine 10-minütige Aufwärmphase. Im Rahmen dieser 10 Minuten entstanden diese Verschen. Sie sind also eigentlich nicht viel mehr als eine kleine Gelegenheitsreimerei. Deshalb ist es nett, dass Du sie trotzdem lustig findest.
Lieben Gruß, Peter
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Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]