Ich pflück die Tulpe, will die Vase schmücken
und meinen Tisch für Damen vorbereiten,
die gern durch Blumenzimmer schreiten,
bevor’s gestattet ist, sie zu beglücken.
Das Fenster lass ich einen Spaltweit offen,
damit mehr Licht sich ins Ambiente mische,
ein frisches Hemd hol ich aus einer Nische,
denn blütenweiß kann ich mehr Lust erhoffen.
Vielleicht malt eine rote Blütenhand
ein Menetekel an die Zimmerwände,
Vielleicht geschieht’s, dass man den Gernhardt fand,
wie sich der Gernhardt selber gerne fände.
So macht die Tulpe Narren aus uns allen,
der angebor’nen Farbe des Begehrens
wird ein verwirrtes Hoffen angekränkelt ...
Beschreibung des Autors zu "In memoriam Robert G."
Entstand in einem Lyrikseminar, als wir das Thema eines Gedicht von Christine Langer "Die Tulpe" aufnahmen. Ich habe in Gedenken an meine Freund Robert Gernhardt geschrieben, der meine Gedichte sogar veröffentlichen wollte, wäre er nicht kurz zuvor gestorben.
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Gefühlsduseleien
Ein Tag brachte Enttäuschungen.
Gescheiterte Versuche,
warfen kalten Schnee auf die Gedanken.
Träume sprangen aus den Wolken,
sie brachen sich beinahe das Genick,
doch sie [ ... ]