Die Unehrlichkeit ist die größte der Sünden.
Sogleich als der Adam den Apfel verzehrt,
Im Angesicht Gottes er müsste verkünden:
Das Obst – es war des Genusses nicht wert.

Der Herr – voller Demut – hätt' alles verstanden,
Denn Liebe trieb ihn, als er Adam erschuf.
Und schuf er ihn nicht, um mit ihm zu handeln,
Denn Liebe und Demut sind Adams Tribut.

Naiv dies zu glauben, denn sprach doch der Herr:
"Wer da isset vom Baum, ist des Lebens nicht wert."
Doch ist er allwissend und ahnte sogleich -
Der Mensch würde stören die Ordnung des Reichs.

Nachdem er ermahnte das Werk seiner Hand,
Gab er ihm die Freiheit zu sein wie ein Mann.
Gesellte zum Dienst ihm ein Fräulein hinzu,
Damit seine Triebe er bringe zur Ruh'.

Das Weib – zum Objekt seiner Lust degradiert,
Sieht zu, wie es sich davon emanzipiert.
Zu Hilfe herbei eilt die listige Brut,
Berauscht den Verstand und gibt Eva den Mut.

Den Mut zu bestimmen, was "gut" ist und "schlecht".
Vom Baum der Erkenntnis zu essen ist recht.
Denn schuf sie der Herr nur dem Adam zum Dienst.
Drum ihre Befreiung erblickt sie im Biest.

Sie pflückt es, worauf sie es gleich degustiert.
Erkennt jedoch nichts, drum ist sie irritiert.
Doch intuitiv hat sie alles geahnt:
Der Herr hat die Freiheit des Weibes verkannt.

Sklavin war sie und ist sie noch jetzt.
Trotz dessen, dass sie hat die Ordnung verletzt.
Doch strebt sie genauso zu sein, wie der Mann,
Drum nimmt sie sich seiner Versorgung an.

"Ach schau nur, wie schön diese Frucht hier ist."
- Spricht Eva. Doch Adam verkennt ihre List.
Wie Gott hat Evas Würde verkannt,
Verkennt nun Eva die Würde des Manns.

Er beißt in den Apfel und schon sind sie nackt.
Verstecken, bekleiden sich und geben acht.
Der Herr nun erscheint in dem Garten der Lust.
Die Leere im Garten beklemmt seine Brust.

Er ruft seinen Schützling, doch sieht er ihn nicht.
Nur hört er die Worte:"Nackt bin ich."
"Woher nur, oh Adam, hast du dies erfahren?"
"Das Weib, das du schufst, musst' es mir offenbaren."

Der Herr kehrt zu Eva sein Angesicht:
"Galt denn für dich das Verbot etwa nicht?"
- "Die Schlangenbrut hat es mir aufgeschwatzt!
Sind deine Geschöpfe nicht Sklaven im Knast?"

"Dein Hochmut trieb dich als du Adam erschufst,
Drum Hochmut und Stolz, was ich zoll' an Tribut.
Wo ist nun dein tausendjähriges Reich,
Wo alles geordnet ist und alle gleich?"

"Ich will es erkennen und dann werd' ich dienen!
Erst dann werd' ich sein mit allem zufrieden.
Erst dann werd' ich gleichberechtigt sein,
Wenn du wirst nehmen von mir meine Pein."

Der Herr hat die Worte der Eva bezeugt,
Indem er sie hat auf der Erde zerstreut.
Nach tausenden Jahren gedenkt er doch ihrer
Und schickt zur Versöhnung den Christus hernieder.

Denn Aufrichtigkeit schätzt der Herr doch am meisten.
Drum unergründlich die Wege sind
Auf denen das menschliche Herz er leitet
Und läutert – im Namen des Christuskinds.

25.Januar2016


© Artur Gromoff


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