Meiers Eier

An allen Ecken scheint es jetzt zu blüh´n,
die Wiese grünt, die Hasen sind auf Tour,
versuchen sich mit Legen abzumüh´n,
sie schaffen kleine Hasenköttel nur.

In Legebatterien, dicht bei dicht,
sind eingepfercht, zum Legen degradiert;
gackernde Hühner ohne Tageslicht
und jedes schreit, wenn es ein Ei verliert.

Zu Schleuderpreisen schickt man sie auf Reisen,
gekocht, bemalt, sie finden stets ein Ziel;
jetzt können Eltern sich beweisen,
weil jedes Kind die bunten Eier haben will.

Vorbei die Osterzeit, die Zeit der bunten Eier,
manch einer hat den Magen sich versaut;
den Reibach aber macht die Firma Meier,
die unterm Hühnerarsch das Endprodukt geklaut.

Danach erscheint das ausgenutzte Federvieh,
ausgepowert, nackt und ohne Federkleid;
gekühlt, mit Suppengrün adrett drapiert,
frisch, für ein Mittagsmahl sodann bereit.

Nun, auch der Mensch taugt leider nur so lange,
wie er zu Willen ist, in Lohn und Arbeit steht
und mit Hartz vier wird ihm schon angst und bange,
wenn er in Zukunft sich als Rentner sieht.

Sehr praktisch, rechnerisch muss er nun denken,
jetzt ausgedient, zählt er zum alten Eisen;
doch wird er viele bunte Eier schenken,
den Enkeln seine Liebe zu beweisen.

So halten sich die Legebatterien,
der Preis ist heiß und Meiers gibt’s genug,
die Hühner können leider nicht entfliehen;
als Rentner schweigt man über den Betrug.

Ingrid Schinschek


© Ingrid Schinschek


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Beschreibung des Autors zu "Meiers Eier"

Dieses Ostergedicht hat einen Platz in meinem ersten Band
". . .auf ein Wort" von Ingrid Schinschek.

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