Du lebst bei einer Frau
Vorher lebtest du bei Armen
Bei einer alten schwachen Frau
Mit dünnen weißen Armen
Und einer weichen Stimme
All die Jahre kennst du sie
Schon immer siehst du sie
Seit Ewigkeiten vermisst du sie
Seit gestern hasst du sie
Zuletzt hörtest du ihre Stimme
Links und Rechts von dir
Vor und hinter dir
Über unter und dir
Und sogar in dir
Hörst du ihre Stimme
Du hast keine Ruhe vor ihr
Sie ist weg doch weilt sie in dir
Du hast noch eine Uhr von ihr
Sie gab sie vor ihrem Abschied dir
Seitdem hörst du ihre Stimme
Sie liegt dort auf dem Tisch
Dort liegt nichts anderes auf dem Tisch
Seit Jahren steht er da der Tisch
Seit dem sie weg ist steht er da der Tisch
Jede Nacht hörst du ihre Stimme
Du verschließt es in deinem Zimmer
Gehst nie wieder hinein in das Zimmer
Gehst nie wieder in dein altes Zimmer
In dein schönes altes Zimmer
Flehend spricht ihre Stimme
Das Haus ist seit Jahren verlassen
Du hast es zurück gelassen
Dein Zimmer verlassen
Die Uhr dort gelassen
Aber trotzdem hörst du ihre Stimme
In deinem Kopf steckt sie nun
Du kannst nichts dagegen tun
In deinem Zimmer stehst du nun
Du willst nichts anderes mehr tun
Die Uhr funkelt an deinem Arm
Seit Jahren hängt sie an deinem Arm
An deinem dünnen weißen Arm
An deinem alten schwachen Arm
Aus deinem Mund hörst du ihre Stimme
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]