der Mensch verschläft sein Leben
erkennt sich nicht - bleibt meistens kleben -
am Boden seiner Fehl- und Vorurteile
bemerkt nicht mal seine Langeweile
halluziniert sich er sei wach und klar
hält sich für aufgeklärt,
stets seine Sicht der Dinge für wahr . . .

ich frag mich oft
ob jemand wohnt
im Kopf der so stolz
auf dem Halse thront

die Zombiefrage*ist berechtigt und offen
darf man je auf allgemeines Erwachen hoffen

ich ahne zumindest hin und wieder intensiv
der Ozean auf dem auch ich behaglich schlief
er lullt uns ein im unbewussten Traum
wir sind halt selten wach
und spüren’s kaum

der Ozean ist gigantisch,groß und mächtig
ich lausche seinem Raunen andächtig

und ab und zu tauch ich dann auf
schnappe nach Luft ,
mach meine Augen ganz weit auf
erkenn’ mich dann - erkenn’ die Welt -
versteh,
was sie im Innersten zusammenhält

leider nur für einen kurzen Augenblick
erlebe ihn als großes Glück

. . . bis ich dann wieder im Unauslotbaren versinke
dem Schicksal ergeben in Konturlosigkeit versinke
erfüllt mich doch die ultimative Sicherheit
ich tauche wieder auf -
wenn auch nur
von Zeit zu Zeit

dämmere bis dahin wieder einfach so dahin
gedankenarm und fern von Sinn
es ist scheinbar das Schicksal unsrer Art
ihr Los, meist Gnade - nicht wirklich hart

meist völlig selbstvergessen leben
ich nehme es hin, das ist es eben

im Grunde ist es irrelevant
ein Schmetterling * fliegt über’s Land . . .


© ulli nass


4 Lesern gefällt dieser Text.






Beschreibung des Autors zu "Traum/Leben"

* Zombie-Problem : in der Philosophie des Geistes und der Erkenntnistheorie ist ein Zombie ein hypothetisches Wesen, das physisch nicht von einem normalen Menschen zu unterscheiden ist, aber keine Erfahrung hat oder Empfindungen (Qualia) erlebt.[1]
Beispielsweise empfindet ein philosophischer Zombie, der mit einem spitzen Gegenstand gestoßen wird, keinen Schmerz, er verhält sich aber genau so, als würde er ihn empfinden.

*Schmetterling

Gestern Nacht träumte ich,
ich wär ein Schmetterling
und flog von Blume zu Blume.
Da erwachte ich und siehe:
Alles war nur ein Traum.

Jetzt weiß ich nicht:
Bin ich ein Mensch der träumte,
er sei ein Schmetterling,
oder bin ich ein Schmetterling,
der träumt, er sei ein Mensch?

Zhuangzi
(* 0000-00-00, † 0000-00-00)

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Traum/Leben"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Traum/Leben"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.