Tod im Boot

Die Sonne, soeben noch protzglutrot,
einen prächtigen Untergangsanblick bot.
Auf dem müden Möhnesee einem Motorboot
ein tragischer Untergang droht.

Ein Eck vom Heck war weg.
Das Boot kam nicht mehr vom Fleck.
Sonnenstrahlen verblichen leichenrot.
Der bleiche Tod fuhr mit im Boot.

Und dann
wie
klammheimlich
erhofft:

In höchster Seefahrernot
kenterte das Motorboot
ins heimelig verschwundene Abendrot.
Kein Drama sich dem See darbot.
Kein Kampf zwischen Sonne und Motorboot.

Danach war er tot, der Tod.
Er sah nicht mal das Abendrot.

Wolfgang Karwatzki 30.7.2012


© Wolfgang Karwatzki


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Beschreibung des Autors zu "Tod im Boot"

Dieses Gedicht habe ich quasi von hinten aufgezäumt.
Da war erst ein Anfangsreim, von dem ich nicht wusste, wie er sich weiter entwickelt.
Im Kopf hatte ich die Vokabeln Boot, Tod und tot.
Mein Gedanke war, der Tod fährt in einem Boot, dem der Untergang droht.
Dann kam die Idee, warum soll der Tod nicht selbst mal Opfer sein, wenn er denn so vorwitzig im Katastrophenboot mittendrin dabei ist.

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Kommentare zu "Tod im Boot"

Re: Tod im Boot

Autor: Alex Anders   Datum: 30.07.2012 14:51 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang, dein treffsicheres Gedicht ist für mich ein willkommener Gesprächsanlass: Dem Tod den Tod zu wünschen! (Das gäb ein Gedränge!)Mein Lieblingsautor Terry Pratchett greift u. v. a. auch diese Problematik auf. Besonders gefällt mir bei diesem die Episode, als ein Zauberer sein nahes Ableben fühlt und, da er ein Anrecht auf persönliches Begegnen mit dem Tod hat, er versucht, dem Treffen aus dem Weg zu gehen. Dazu will er in einem hermetisch abgeschlossenen Sarg (also auch luftdicht!) übernachten. Rate mal, wer ihn in dem inzwischen sehr engen Behältnis begrüßt! Es sollte also gar nicht so leicht sein, den Tod tot zu kriegen. MfG Alex

Re: Tod im Boot

Autor: Pedda   Datum: 03.08.2012 15:21 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang,
Schließe mich Axels Analyse voll an. Tolle Idee, den Tod sterben zu lassen. Sehr schön auch die Zeile: "Ein Eck vom Heck war weg".
Axel, danke auch für deinen Kommi. Schaue gleich mal bei Terry Pratchett rein.
Es grüßt euch der Pedda.

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