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SECHSTER AKT


der heilige Schlottar ist auferstanden

der uralte Wurmzwerg mit Bartstacheln!

er fühlt so wütend über die Finsternis

des Pechs

welches Regen vermisst



Onkel Morgenzink

der gern im Schrebergarten nackt flaniert

grinst in den Eispickeldrink

denn er hat schon wieder penetriert



diesmal Frau Pfriemel

die geschasste Zwiebel

von Geschäftsfreund Kuttelfleck:

jener hatte sie zuletzt

etwas erpresst

da sie nächtlich ängstlich nässt



doch im Gebüsch wo er arglos zischt

kam vom asozialen Blockmüll

etwas Kleinliches heran gezischt



vorne in die feuchte Lücke

zwickte sich eine Kükenmücke

die lispelte nervös und kraulte

bis er kilometerweit jaulte



der Pädagoge aus der Literaturloge

vergaß jedes Maß an Erziehung

und drückte und betrieb Schiebung

doch das vibrierende Insekt

erst kürzlich aufgeweckt

vernahm Karugars Brummer und zupfte

an manchem Strang

bis der Onkel Breakdance hupfte



einbeinig krumm wie eine Gurke

welche ihr Hornende verdaut

ein nasewitziger Sichelschurke

wo Fettranz gelblich laugt

ein Kipferl gelber Leichenhaut



tropfte Sekrete aus schiefen Triefaugen

die bei Reden immer fühlend schauten

doch so viel Gefühl wie jetzt

hätt ihm die Präsidentschaft ersetzt



indes sind Knorrberts Brüder ausgewachsen

und strecken ihre arglistigen Achseln

biegen die Straßenlichter

auf denen

sie sich Balkone und Fenster ersehnen



ei Frau Herrmann! von nebenan

wieso wird der Fernseher schwarz

nein, sie müssen nicht zum Arzt!



dir Ratten welche durch die Kloschüssel

mit rosanem Pürzel

auf dem Glastisch Schlitten fahren

gabs bei ihnen schon vor Jahren



bloß das es niemand so recht wusste

wieso man vom Mohnstrudel pubste

denn sie ließ ihn gerne über Nacht

in süßer Milch

worin manch grauer Schweif

sich hübsch gemacht



es hat ja doch keinen Sinn!

fallen sie ja nicht hin

denn auf dem Treppenhaus

will jeder zugleich raus

und neben der viereckigen Petra

ist jeder Zentimeter extra



drum lieber mit Fridolin

der Kleine mit der Violin

die oh Schreck! unter Petras Zeh

ihre letzte Zerrung erträgt

und als sie ihre Waden hebt

ist Fridolin im Weg

er wird in dieser Ecke ausgequetscht

und zeigt was in ihm steckt



dann neigt sich die Treppenschlange

wie eine betrunkene Giraffe

dreht sich um ihre wirbellose Achse

und erschlafft auf offener Straße

hüpfen Menschlein aus den Trümmern

stolpern inmitten von Stümpfen

die in widerspenstigen Strängen

soviel Eile zur Weile wenden



ein Mispelwispel flutscht aus Rohren

quietschend

von all dem üblen Rumoren

aus Leibern gefüllt

mit chemischem Fraße

und spielt mit seiner Wedelnase



er schnieft den Laufenden um die Ohren

so lehmig mikrig doch unerbittlich

die knarzige Warzenhaut mit Giftfluoren

hat er von Abfällen im Grundwasser

worin er gerne planscht und spritzt

aus Schneckenhäusern

Ohrringe schnitzt



mit seinen kleinen Grabschern

die wie flachsige Spinnen

feine Widerhaken besitzen

mit Jagdsinnen

raspelt er an manchem Genick

und hält sich an zerkratzten Wascheln

nach bibbernden Busen zu haschen

wenn die Fräuleins

ihre Einkaufstasche verlieren

und nacktes Leben schätzen lernen

ohne sich Gedanken

über Äußerliches zu machen



der Mispelwispel kribbelt hinab

und pustet

woraus doch Erleichterung folgt

die Ohnmacht ist wie ein kühles Grab

und verdirbt den Heidenspaß



voran ein Riesenbagger rollt

das Ungeziefer abzuplätten

doch im Gewirr der Distelderben

muss der Motor absterben

und die Schmutzfinken entleeren sich

bis es spotzt ganz jämmerlich



Please do not USE
anything of my work!


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ALS SICH DIE ERDE ERBRACH  - erste Hälfte


© j.w.waldeck 2006


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Beschreibung des Autors zu "ALS SICH DIE ERDE ERBRACH - erste Hälfte"

ALS SICH DIE ERDE ERBRACH
(Ein Umweltmärchen)

Ein scheinbar lustiges Schauspiel in sieben Akten.


zu I - UNKENDORF LEBT
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/5/Lustige/40527/UNKENDORF-LEBT/

zu II - UNTER KANNIBALEN
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41129/DAS-SCHLARAFFENLAND/

zu III - RUF IN DIE FINSTERNIS
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41130/RUF-IN-DIE-FINSTERNIS/

zu IV - DAS SCHLARAFFENLAND
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41143/DAS-SCHLARAFFENLAND/


zu V - DIE WURZELN DES BÖSEN
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/5/Lustige/41172/DIE-WURZELN-DES-BOESEN/





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