Sei du vergessen, ich bin vergessen von mir...
Wer soll "ich" sein? Ist es die heiße Hülle?
Sind's die Hormone, die Veranlagung?
Ist das hier ein Spiel in aller Grausamkeit?
Wie viel kann ich wohl davon beurteilen?
"Du bist der größte Feind für uns, von dir",
so redet nur der Staat in aller ignoranter Fülle.
Der Wahnsinn fordert von mir: die Entsagung.
Und ich bin einer der aus Angst verzeiht...
Wie soll ich so an einer guten Logik feilen?!
-
Alles nimmt der Nebel in sich gründlich auf...
Wirklichkeit ist niemals grade zu erkennen!
Das Leben pulst in schräger Deutlichkeit.
"Verrückt zu sein ist dauer-wunderschön!"
Ich hör' das nicht von allen dummen Seiten.
So nimmt der Unfug seinen Lebenslauf.
Doch kann ich mich von mir nicht trennen.
die Seele macht die Hammlebeine breit:
Die Welt soll sich in rosa Räuschen dreh'n!
Mein Fleisch will sich dezent verbreiten...
-
Dann schwindet mein Bewusstsein. Flach
geht mein Verstand im Zimmer ab und auf:
Wahrheit bleibt dem Horizont verschlossen!
Ich meine nur mit allen meinen Stimmen,
die mich insgesamt total verwirren:
Liegt meine Rettung jetzt im Schlafgemach,
geht dort allein die Sonne leuchtend auf,
wenn ich jetzt etwas liebe unverdrossen -
würde dadurch mein Stern blass verglimmen?
Ich weiß: ich kann mich immer richtig irren!
-
So folge ich besessen meinen alten Spuren,
die mitgebracht sind – von woher? Wer weiß,
schon auch was aller Zeit zugrunde liegt?!
Ich tanze in mir, um mich selber im Quadrat!
Und vor mir, um mich, liegen spitze Scherben.
Ich folg' mir, schwindlig mit den Uhren,
in deren Ablauf sich die Hölle, siedend heiß,
um die Vernunft und ihren Ehrenpreis betrügt.
Um mich fühlt jeder was er durch sich hat -
einmal müssen auch die Anti-Helden sterben.
-
Das ist der Fluch von der Vergessenheit,
die sich in der Vergänglichkeit fatal erstreckt.
Kann da ein Geist auf seine Glieder schwören?
Wohin geht eine Reise auf dem Einbahngleis?
"Quo vadis?" fragen sich geheime Wesen.
"Ergreife frech und stark die Lust-Gelegenheit,
die fremde Lebensgeister in dir weckt,
auch wenn dir deine Stunden nicht gehören!",
so spricht der Mensch, vom Kind zum Greis...
denn was du bist ist für dich extra auserlesen!

Vergessen

© Alf Glocker


© Alf Glocker


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Kommentare zu "Vergessen"

Re: Vergessen

Autor: Angélique Duvier   Datum: 02.02.2023 11:39 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
unglaublich starke Gedanken, die Du mit uns teilst!

Liebe Grüße,

Angélique

Re: Vergessen

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 02.02.2023 11:43 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
endlich, du bist wieder da. Dein Werk hat von deiner Erholungsphase profitiert. Ich habe es zweimal gelesen, damit es mit seinen Nuancen wirken konnte.
Das wuchtige Bild unterstreicht.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: Vergessen

Autor: Sonja Soller   Datum: 02.02.2023 11:57 Uhr

Kommentar: Chapeau, lieber Alf,
sehr beeindruckende Zeilen. Da kann ich mich Angèlique und Wolfgang nur anschließen.
Sehr gerne gelesen!!

Herzliche Grüße aus dem Norden, Sonja

Re: Vergessen

Autor: Alf Glocker   Datum: 02.02.2023 14:41 Uhr

Kommentar: Vielen Dank liebe Freunde!
Ich bin gerührt!

Liebe Grüße
Alf

Re: Vergessen

Autor: noé   Datum: 07.02.2023 20:37 Uhr

Kommentar: Ein Epos!

Re: Vergessen

Autor: Alf Glocker   Datum: 08.02.2023 6:31 Uhr

Kommentar: Dank Dir!

LG Alf

Re: Vergessen

Autor: Michael Dierl   Datum: 11.02.2023 9:40 Uhr

Kommentar: Hmmm....ein Konglomerat an Gedanken, Äußerungen, Deutungen die vieles beleuchten und darlegen. Da kann ich kaum noch folgen, um die Essenz dieses wuchtigen Textes auf einen Nenner zu bringen. Es ist wie noé schreibt ein Epos, Versformgedicht! Gut gemacht aber sehr vielfälltig in der Aussage! Wirkt auf mich wie wortgewaltige Hagelschläge!

lg Michael

Re: Vergessen

Autor: Alf Glocker   Datum: 11.02.2023 17:41 Uhr

Kommentar: ich bedanke mich...

LG Alf

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