Der Abend spinnt in altgewohnten Tönen –
noch leben wir, noch können wir uns täuschen.
Wir stecken tief im Guten und im Schönen:
Ein Bild aus dumm gepflegten Räuschen!

Die Einsicht haben wir schon längst verloren,
die „Unschuld“, den Verstand und alle Geister,
die uns begleitet haben, eng damit verschworen:
Der Lehrling wird mit Mühe nur zum Meister!

Nein, jeder kann jetzt, jederzeit laut spinnen!
Im Elend sind die Narren alle wirklich gleich –
und die Verschwörer feiern wie von Sinnen…
sie sind und bleiben frech und dumm und reich!

Die Nacht wird kommen und uns hurtig richten –
mit allem was du hast und was ich habe.
Das ist allein das pure Material mitnichten!
Nein, was wir sind, das ist die allerhöchste Gabe!

Wir werfen uns wie Perlen vor die wilden Säue!
Die laben sich nach Gusto an der ganzen Welt!
Und kommt der Morgen dann, in heiler Bläue –
seh’n wir uns fatal an eine dunkle Wand gestellt!


© Alf Glocker


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Kommentare zu "An die Wand gestellt"

Re: An die Wand gestellt

Autor: Wolfgang Sonntag   Datum: 15.07.2021 16:00 Uhr

Kommentar: Lieber Alf,
deine Zeilen verteilen viel Kritik und wenig Lob. Recht so, wir (alle) haben es nicht anders verdient.
Ach so, ein Lob an dich und dein Gedicht.
Liebe Grüße Wolfgang

Re: An die Wand gestellt

Autor: Alf Glocker   Datum: 15.07.2021 18:05 Uhr

Kommentar: Ha, ich bedanke mich herzlich!

Und: ja, derzeit muss man mit Lob sehr sparsam umgehen...

Liebe Grüße
Alf

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