Dies ist ein Gesang für Ereschkigal,
der schwarzen traurigen Nachtigall,
deren betörend schönes Lied,
alles Tote zu ihr zieht.
Pflanzen-, Tier- und Menschenseelen,
kurz verstorbene, verweste, quälen
sich hinauf ins ferne Land der Berge,
dort hinab ins Innerste der Erde,
zu ihr, zurück in der Mutter Schoß.
Dumpf vergeht dort alle Freude, was groß,
wird mit dem Kleinen klein, verschwindet
aus dem Gedächtnis der Welt, und findet
sich nicht mehr in ihren großen Hallen,
durch die nur die letzten Gebete hallen,
der gebeugten, todgeweihten Kreaturen.
Kreischende Schreie schattenhafter Lemuren,
leises Flehen und letzte Bitten,
umsingen ihren Thron, inmitten
aller Leiden sitzt sie da und singt
ihr Lied, das aus der Erde dringt.
Niemand, selbst Götter nicht, entrissen ihr einen Fang,
alle folgen sie, früher, später, ihrem Gesang
hinein ins dunkle Reich.
Die Seele kommt sehr leicht hinein,
doch nie hinaus,
aus Ereschkigals Totenhaus.
Sieben Tore stehen entlang der breiten Straße,
an jedem wird die Seele gezwungen, dass sie mehr lasse,
von ihrer Eigenart, nichts bleibt, keine Erleuchtung,
zerschmolzen ins Nichts wird ihre Bedeutung,
letztendlich wird sie ein Hauch,
verdunstet zu etwas kaltem Rauch.
Selbst Deine geliebte Schwester Ischtar,
geschmeidig, reich verziert, die Augen klar,
hat, als sie die Ersten der Tore aufgerissen,
für Ihren Wahn schwer büßen müssen.
Auch sie musste an jedem Tor mehr geben,
von ihrer Kraft, ihrem Reichtum, ihrem Leben.
Zuletzt stand sie, reizvoll dann nackt vor Dir,
ausgesetzt ohne Macht, Deiner kalten Gier.
Ein einziger Blick von Dir von Deinem Sitz,
sie stolpert, fällt, schlägt auf - ein Blitz.
Tot lag da, wie ein Baum gefällt,
die Königin der Oberwelt.
an Felsen, wie einen Schmetterling genadelt.
Die ist dann so aufgehängt, verreckt und ausgedörrt
und hätte Dich nicht länger gestört.
Doch mit Ischtar welkte die Erde, unfruchtbar,
ausgedörrt wurde auch sie, furchtbar
stieß dies den anderen Göttern auf,
keine Opfer stiegen mehr hinauf,
nur öde und kahl wurde alles Land.
Keiner der Götter, soviel die streiften, fand
noch in den Tempeln den Opferduft der fetter Rinder,
ausgestorben fast die Menschenkinder.
Das Leben kurz vor dem Untergang,
den Göttern wurde Angst und bang.
Auch quälte die Götterhengste im Mute,
dass Ischtar nun fehlte, die gute Stute.
Da erlöste Ischtar des Höchsten, Elils Wort,
brachte sie heraus aus ihrem Verbannungsort.
Aber auch der bot Dir Ereschkigal Ersatz,
für Ischtars nun freigewordenen Platz.
Die trieb dann ihren Geliebten, Dumuzi hinab,
um Dir Ereschkigal zu dienen, in ihrem Grab.
Hatte der sich doch in Prunk gehüllt,
sich einen jeden Wunsch erfüllt,
sich den Leib geschmückt, geölt,
Mit Ihr Ischtar, als sie gefangen war,
nicht nur gefangen, tot sogar,
schlug ihn, trieb ihn ins Grab - zu Dir.
Du, Ereschkigal hast Dich des Frühlingsgottes sehr gern bemächtigt,
er war nicht dämonisch wie Nergal, Dein Gatte, nicht grobschlächtig,
er glänzte wie Sterne am Himmelszelt,
brachte Dir Lust in Deine leere Welt.
Deshalb ließest Du ihn auch jedes halbe Jahr wieder gehen,
damit Ihm die Kräfte im Licht neu erstehen.
Bei ständiger eisiger Grottenhaft,
zerginge ihm nur seine Kraft.
Oben hingegen kräftigt Ischtars Wärme,
ihre Liebeskunst, seinen Körper und nur von ferne
denkt er dann an seinen herbstlichen Niedergang,
seine Zeit in Deinen kühlen Armen, den Abgang
von der sonnig schönen Bühne.
Ereschkigal Dein Glück und Ischtars Sühne!
Die büßte schwer für Ihr Verbrechen,
den Tod durch Liebe zu zerbrechen.
Auch im Krieg bringt Dir Ischtar
seitdem so viele gute Opfer dar.
Erst ein Anderer hat dir die Macht entrissen,
Du irrtest herum, die Kleider zerschlissen.
Tot dann die Todesgöttin, die durch Gebete
zuvor doch durch den Glauben lebte.
Nacht umfing Dich Ereschkigal,
Du traurig tote Nachtigall.
Wenn Macht regiert durch Angst und Schrecken,
Blutspuren manch Bürgersteig bedecken.
Mord und Totschlag den Tag „versüßen“,
Menschen mit ihrem Leben büßen.
Du findest die Hose! Aber die
Strümpfe sind weg. Du suchst die
Strümpfe. Und findest das Hemd.
Und findest die Schuhe. Und den
Schal. Nur nicht die Strümpfe.
Dann setzt Du die Brille auf. [ ... ]
Licht malt helle Leuchtspurbahnen
in den Alterungsprozess,
Dinge, die von weither kamen,
setzen sich in Träumen fest,
die dir längst Vergangenes bringen
und dein Hiersein noch [ ... ]
Heute habe ich die Wahl der Qual, denn ich will mir die Zeit vertreiben, die mich vertreibt, damit ich nicht auf ewig etwas Übles anstellen kann. Soll ich mich, aus Verlegenheit, einfach [ ... ]