Gutmenschen

© alf glocker

Pferde haben große Köpfe,
sie sind ja so furchtbar weise.
Ratten haben lange Schwänze
und sie piepsen öfter leise…
Scheren schneiden alte Zöpfe,
doch die allerneusten Tänze
dürfen nicht vergessen werden.
Tänzer leben gern in Herden!

Menschen lieben leere Köpfe,
oh, sie spinnen laut und leise –
oftmals wie die alten Zöpfe…
auf altbewährte Rattenweise…
Absolut, doch voll, zur Gänze,
tanzen sie meist Teufelstänze,
mit verrücktesten Gebärden!
So hat alles gut zu werden…


© allf glocker


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Beschreibung des Autors zu "Gutmenschen"

Pferd war Schönpferd, klug und weise...
jetzt ist es auf einer großen Reise
durch die ganzen Galaxienhaufen...
muss nicht fressen und nicht saufen,
muss nicht traben und nicht springen -
nur noch mit den Engeln singen!

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Kommentare zu "Gutmenschen"

Re: Gutmenschen

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 21:32 Uhr

Kommentar: Hehe, ja, als ich das mit dem Pferd gelesen habe, ist mir erstmal irgendwas im Hinterkopf geklingelt, da war doch mal was...

https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/4/Texte/25/Sonstige/27962/riseagainstkillertomati2/

Dann hab ichs gelesen, war erstmal traurig. Weil es offensichtlich wurde, was ich lang schon weiß. Gab mal ne kreativere Version von mir als die von heute... denn mit Gedicht und Umsetzung bin ich vollkommen einverstanden, abgesehen von einer Zeile vielleicht. War in der Prä-Gutmensch-Ära, als für mich "menschlicher" schon irgendwie sinnleer erschien.

Die ersten zwei Strophen finde ich erstmal deshalb gut, weil sich unter ihnen locker mal die beiden Lager (ohne sicher zu sein, dass es so gemeint war), die nicht gut aufeinander zu sprechen sind, aber trotzdem gerne übereinander sprechen. Gutmenschen und welche die keine sind. Und ich finde, wenn der Begriff fällt und Leute beider Lager sind anwesend, dann passiert echt was erstaunliches. Jeder hat sofort einen Platz, an der er sich wohl fühlt. Gegenüber wem anderen. Und jeder, der sich somit über diesen Begriff definiert, tut dies eben auch in Abgrenzung zum Anderen. Die einen sind gerne Gutmenschen, weil die anderen gerne keine sind. Und die andere sind gerne keine Gutmenschen, weil die anderen gerne welche sind. Finde ich irgendwie vollkommen verrückt. Diskussionen? Ab dem Moment, in dem der Begriff fällt, in der Regel eingestellt. Jeder wirft noch einen bösen Blick auf die andere Seite und alle begeben sich ihrer Identität gewahr irgendwie gut gelaunt nach Hause. Es kommt mir tatsächlich vor, betrachtet man diesen Vorgang von außen, dass es sich da eher um ein Agreement handelt, als um einen Widerspruch. Man einigt sich auf gegenseitige Ablehnung und jeder hat irgendwie, was er will.
Und ähnlich, kurz zu meinem Gedicht zu kommen. Funktioniert der Zenober rund um die AfD. Auf dem Papier sind sich AfD, also nationalkonservatives Bürgertum und das liberale Bürgertum, zu dem ich alle anderen Parteien im Bundestag zähle inklive der Linken, spinnefeind. Wenn man den Konflikt aber mal eine Zeit lang von außen betrachtet: Irgendwie fühlt man sich dann doch irgendwie scheinbar ganz wohl in der Anwesenheit des jeweils Anderen, zumindest ist das Gegenüber sinngebend. Und man tut sich nichts, und man tut sich nichts. Man erreicht sich nicht, man bewegt sich nicht, selbst in Polittalkshows, die ich mir abgewöhnt habe.

Re: Gutmenschen

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 21:32 Uhr

Kommentar: Wenn die miteinander diskutieren kann man sich durchaus schonmal die berechtigte Frage stellen, was die wohl ohneinander machen würden. Meine These also, weil ich jetzt hier nicht wieder den Rahmen sprengen möchte: Der Kampf von der beiden Lager des Bürgertums stellt eher einen Akt dert Befruchtung dar, als eine wirkliche Bekämpfung. Was freilich keiner zugeben möchte, aber die Sprache lässt ja nicht nur durch "Gutmensch" erahnen, dass da was dran sein könnte. "Lügenpresse" genauso. Dieser Begriff bestätigt, und das ist ja das interessante, ein Begriff. Jeweils beide Seiten und beinhaltet immer auch die Ablehnung des Anderen. Ohne wären die Begriffe sinnlos. Sind sie ja so auch, aber sie wären eben kein Instrument. Also stellt mein Gedicht genau diese These auf. Es ist eine Ablehnung die das miteinander, die Ideologie des jeweils anderen stützt. Was sich auch in der Bewegung, die IM GANZEN, also dem, was sich offenbart, beschaut men beide Seiten, offenbart. Absoluter Stillstand, als hätte jemand leise "Gutmensch" geflüstert. Mit einem Strich in der Mitte als Grenze, zwei Lagern. Und jedem Einzelnen in der Meute, egal, auf welcher Seite des Strichs. Ist die Eigenpositiion genehm. Ein Konflikt also, der sich nicht aufzulösen zu sucht. Ich glaube das Gedicht hat auch deshalb eigentlich genau keiner verstanden, weil die

Re: Gutmenschen

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 21:32 Uhr

Kommentar: These eine recht steile ist, was mir gar nicht so bewusst war. Und weil zweitens beinahe jeder da ganz gerne mit drin steht. Das lustige dabei ist, dass ich inzwischen Glaube, dass keiner das Gedicht wirklich verstanden hat, der es las. Tatsächlich hatte aber jeder einzelne was zu dem Wort Gutmensch zu sagen, jeder. Und irgendwie hat man sich dann daran orientiert.
Betrachtet man halt den ganzen Auflauf von AfD und Gegnern mal versammelt auf einem imäginaren Platz (AUS DER DICHTERPERSPEKTIVE!!!!!!!!!!!!!!):
Von außen betrachtet. Sieht es aus, wie eine Masse, würde ich sagen. Man hält sich die Waage, obwohl man behauptet, sich vom Hof jagen zu wollen.
Oh, und einen hab ich noch, einen Begriff, der das weiter untermauert: Linksgrünversifft. Die einen lieben es, es in Ablehnung zu spotten, die anderen finden sich ganz toll, wenn sie sich selber so nennen dürfen.
Übrigens würde ich mal glatt behaupten, diese Begriffe, die von den rechten oft für linke Attribution verwendet werden, betreffen in Wirklichkeit nicht einen wirklichen Linken. Denn der "gründversiffte Gutmensch" hört am linken Ende "der Linken" auf. Da, wo links eigentlich erst anfängt. Und wo ich keinen kenne, der sich als Gutmensch beschreiben würde.
Den Grundgedanken hab ich unten in 1,2 knappen Sätzen genauer beschrieben, genau darum geht es :) Von daher: Vielleicht interessant. Weiß nicht mehr so genau. Aber: Schluss jetzt.

Und ich finde mit dem zweiten Teil des Gedichtes, da offenbart sich ein ganz wunderbares "HOPPLA!!!!!!!!". Denn tatsächlich kenne ich die Wesensart ebenfalls, die es beschreibt. Einige von ihnen bestimmt auch Gutmenschen. Aber eigentlich müsste es heißen: Narzisst. Den beschreibt es, weil nicht ebenso wenige der "nicht-Gutmenschen" durch ihr "Nicht-Gutmenschentum" die genau gleiche Wesensprägung erfahren, und ebenso viele andere wahrscheinlich, die sich selber nicht als eins von beiden klassifizieren :) Oder, irre ich da?

Allgemein finde ich, wir haben es unserer wunderschönen Sprache recht gut gegeben, so die letzten 15, 20 Jahre. Allgemein seit 45. Mein persönlicher Favorit: Empathie. Der unser gutes, altes Mitgefühl abgelöst hat. Und vom ersten Tag an hab ich mit ihr so mein Problemchen. Weil man Mitgefühl zeigt, Empathie hat. Weil Mitgefühl gezeigt zu haben, bedeutet, wenigstens zwei waren in die Handlung eingebunden. Empathie? Habe ich keine Ahnung wie viele tausend Male gehört. Und noch nie kam irgend jemand in diesem Wort vor, außer man selbst. Wow. Man kann also Mitgefühl haben, ohne es jemals gezeigt zu haben. Weiter noch: empathisch kann sich sogar jemand fühlen, der das Wort aus einem Atemzug nimmt, in dem er sich selbst als Arschloch erwiesen hat. Er muss einfach nur richtig gefunden haben, was er gegenüber einem anderen tut....

Re: Gutmenschen

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 21:34 Uhr

Kommentar: Diesmal hab ich mich kurz gefasst.... :))))) Alter... irgendwie bin ich ein Orkan am Keyboard, das passiert so in 10 Minuten etwa...

Re: Gutmenschen

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 21:34 Uhr

Kommentar: Diesmal hab ich mich kurz gefasst.... :))))) Alter... irgendwie bin ich ein Orkan am Keyboard, das passiert so in 10 Minuten etwa...

Re: Gutmenschen

Autor: Alf Glocker   Datum: 31.05.2019 8:35 Uhr

Kommentar: :-))) Erfrischend!

Re: Gutmenschen

Autor: humbalum   Datum: 31.05.2019 9:54 Uhr

Kommentar: Wenn man diese ganze aktuelle Politik auf Ihr Privatleben übertragen würde, dann wären sie in 4 Wochen pleite! Ein erfrischendes Gedicht! Klaus

Re: Gutmenschen

Autor: possum   Datum: 01.06.2019 3:22 Uhr

Kommentar: Hallo lieber Alf,
da hast du das Pferd mitsamt dem Reiter losziehen lassen,
so richtig im Galopp ...
liebe Grüße an dich!

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