Literaturnobelpreisgedicht Nr.1

© alf glocker

Das Täubchen ist schon ganz betäubt,
der Rappe muss berappen –
der Fuchs ist ausgefuchst!

Das Laub darf sich alles erlauben,
das Boot ist streng verboten,
aber die Bären gebären!

Pilze schießen aus dem Boden –
und wer feuert, zur Vergeltung, zurück?
In der Grammatik gibt es keinen An-Fall!

Nur den Ausfall, ohne Schritt,
was jedoch in einem Vorfall enden könnte,
der allerdings Über-Fall artig wäre...

Während sich Bäume aufbäumen
vögeln die Vögel in der Luft,
aber auch zu Lande – die Schande!

Sind Engel wirklich immer eng?
Die Tür‘ macht hoch, die Bein‘ macht breit –
gleich kommt die ganze Herrlichkeit!


© alf glocker


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Kommentare zu "Literaturnobelpreisgedicht Nr.1"

Re: Literaturnobelpreisgedicht Nr.1

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 13:20 Uhr

Kommentar: Also, eines beweist sich in diesem Text wieder, woran ich erstaunlicherweise nie gezweifelt habe: du bist ein Dichter. Punkt. Auch wenn die weltanschaulichen Welten die uns trennen inzwischen mit meilenweit noch weit untertrieben durchmessen wären. Irgendwie habe ich da nie an einer Fähigkeit gezweifelt, wahrscheinlich weil ich sie irgendwie nicht nach Kriterien vergeben kann. Isso. Oder eben nicht.
Ich meine, dass diese Gedichte längst nicht mehr so stark sind, wie sie mal waren. Was keine Schande ist, guck dir meine Gedichte an, wie sie im Moment noch sind. Das wirst du selbst wohl kaum bezweifen, ist irgendwie schon manches echt bitter, fast zynisch. Und irgendwie leiernd.
Aber das Gefühl werd ich nicht los, zu ihnen irgendwas sagen zu wollen, nicht zu müssen. Wollte da vor ein paar Wochen mit einer Anmerkung beginnen wollen, die ich nicht geben konnte, weil die Hand in Gips lag. Hab gestern begonnen, wurde nicht fertig. Weil lang. Naja, demnächst dann. Keine Ahnung, warum das so ist. Vielleicht liegt die Wahrheit in einer Beobachtung meinerseits, die ich an Dichtern gemacht hab: Da ist keiner am Andern einfach vorbei, ohne sich zu bemerken. Das kann tausend formen haben, von Insgesichtgesprungen bis Einfachnurdabeigeblieben. Alles andere war halt dann irgendwie was Andres. Mehr als diese Aussage, die im Grunde nicht viel mehr ist, als eine wage Aussage. Hab ich nicht. Weiß ich nicht. Auch hier: Isso.

Aus diesem unferigen Grund hab ich dann übrigens auch unten den Text nur angelesen, weil ich sonst Gefahr laufe, nie fertig zu werden. Da geht's gleich im obren Teil darum, dass (begrenzte) Macht sinnvoll zu gebrauchen sei. Gab's das je? Kann's das geben. Doubt it. Machtgebrauch ist Machtmissbrauch, nicht nur ineinander übergehendes mit fließenden Grenzen. Und der Widerstand, von dem ich nicht wirklich weiß, um welchen es sich da handelt. Es ist doch eigentlich immer viel eher Stand als wider.

Re: Literaturnobelpreisgedicht Nr.1

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 13:21 Uhr

Kommentar: Hast du mal "Solon" und "Lykurgus" von Schiller gelesen? Ich glaube, dieses Werk, das eigentlich zwei sein soll (so gibt er zumindest vor, da bin ich immer bisschen misstrauisch) beschreibt die Entstehung dieses Phänomens irgendwie sehr treffend. Es wird quasi mit der Demokratie geboren. Denn wer mit dem Herzen in Athen lebt. Dessen Hirn beschäftigt sich mit Sparta. Muss es. Und muss es genau anders herum. Und wenn du dir die "modernen" Entwicklungen anguckst, vermeintliche Konflikte, im großen wie im Kleinen. Dann ist da beinah überall die selbe, merkwürdige Statik, beinah wirkt die Verteilung von Herz und Hirn wie das aufeinander wirken von Komplentärfarben, wie zwei Seiten auch, die sich ineinander verzahnen. Nimm das Große, nimm Russland, nimm die USA, nimm den kalten Krieg - ein Begriff, der so viele Konflikte der Welt treffen beschreiben würde, wäre er nicht bereits vergeben. Nimm Obama, nimm Trump. Das Gleiche, Herzen hier, Hirne dort, eine Timeline, bisschen Schnitt, bisschen Wind, der umverteilt. Schon hast du das Gleiche, nur nicht mehr in der "links-rechts"-Ansicht, eher "vorne-hinten". Nimm die Klimadebatten, wo es tatsächlich zu der Fragen kommen müsste, wie es da überhaupt zwei Seiten geben kann. Egal, wie richtig oder falsch man da auf der Seite der Klimawandel-Realisten liegt, ein wider macht da keinen Sinn. Diese Position einfach aufzulösen, weil sei, wenn sie maximal erfolgrei ist, vielleicht höchstens beweisen könnte, was es nicht beweisen bräuchte. Und im schlimmsten Fall das verhindert, was absolut fatal wäre. In die andere Position übergehen, sich dort mit einbringen? Okay, wir wollen keinen überfordern. Aber die unnütze einfach räumen, erkennen, dass die Gegenseite schon auch gute Gründe hat. Doppeldeutig. Die man selber im Prinzip auch gar nicht widerlegen kann, höchsten kann man versuchen einen Querschnittt zu nehmen, der dann vielleicht eine andere Interpretation zu ließe. Was theoretisch bestimmt möglich ist, praktisch aber. Vollkommener Blödsinn, weil unnötig. Das beweist für mich schon fast, dass sich Herzen und Hirne inzwischen so sehr an dieser Grenze mittig gerieben haben, dass die Ladung bereits reicht, um sie beim Eintritt in eine Diskussion in zwei Seiten einzuteilen, mehr noch, diese Spannung sorgt wohl sogar dafür, dass sie diese absoßend-anziehende Gemengelage innerhalb der Wirkungsfelder, in der sie aufeinander treffen, konstituiert. Und ich finde, fast immer, wenn man diese Ordnung unter Vorraussetzung ihrer Existenz eine Weile wirken lässt. Dann belegt sich das Ganze irgendwie sogar mit einem Hauch von Zufriedenheit, kein Glück, aber doch eine Art Dank um eine Ordnung, die erstens stabil zu sein scheint. Weil sie zweitens jeden widerspruchlos

Re: Literaturnobelpreisgedicht Nr.1

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 13:23 Uhr

Kommentar: aufnimmt, und an Plätze unterweist, die durchaus durch Färbung im Einzelnen auch auf Gleichseitigem noch invididuell wirken können. Am Ende aber: ist es nicht mal 1 durch zwei, sondern 2 zu 1.
Was drittens ironischerweise dazu führte, dass viele der ach-so-erbitterten Menschenkämpfe eigentlich dazu verdammt waren, im Stillstand zu verharren, bis die Zeit sie entweder auflöste. Und neu verteilte. Oder aber sie stehen immernoch :) Irgendwie ein bisschen zufrieden auch, alle. Und komischerweise kann man das fast überall anwenden, Gläubige, Ungläubige. Religionen untereinander. Wobei es nicht um die Gleichzahl an Widersachern geht, sondern um Kräfte, die aus irgend einem Grund so aufhebend aufeinander wirken, unter'm Strich. Dass sich tatsächlich sogar der Gedanke von wahrer Gegnerschaft irgendwann bezweifelt, ohne dass ich irgend jemandem dieses Glauben absprechen wollte.

Gilt übrigens auch für den aktuell "großen" deutschen Konflikt, der die Gesellschaft einem von der Wissenschaft proklamierten "Stresstest" unterzieht.
Ich würde ihn jetzt mal auf die Formel linkes Bürgertum gegen rechtes Bürgertum runterbrechen, wo wir im Prinzip bei der NPD anfangen könnten und bei der Linken enden, damit wär ich okay. Von außen, oder oben betrachtet. Steht der Laden, aber mal sowas von. Und ich seh da nicht wirklich viele, die den Willen hätten ihre Position da wirklich aufzugeben, da geht's für den ein oder anderen auf die eine oder andere Seite. Aber für keinen mehr raus. Weshalb ich mich, persönlich, auch hüten würde, da überhaupt dran zu partizipieren. Zumindest nicht um diesen hellblauen Bierpilz, der momentan das Volk bespaßt, und zwar hüben wie drüben.
Und, achja: Ganz verrückt wird es dann, wenn so eine Granate wie der Begriff Gutmensch mitten in einer solchen Ordnung bzw. einer ihrer sich bildenden Unterordnungen einschlägt: Da tut's einen Rappel, der eigentlich keiner ist, alles will sich bewegen, alles will wohin, alles weiß, wohin es auf gar keinen Fall will. Und Zack. Innerhalb von neun Buch staben steht alles wieder so ineinander abgestimmt, um diesen Substantiv, dass es kein vor, kein zurück mehr geben kann. Im Prinzip auch kein rein oder raus. Irgendwie verrückt.

Hab mich dessen mal im Gedicht angenommen, wenn du Bock hast:

https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/68116/Ihr-Kaempfchen/

Sorry übrigens, dass ich die Frechheit besessen habe, hier einen Teil deines Textes zu nehmen und ihn darauf runterzubrechen, um ihn kommentieren zu können, das ist eigentlich nicht okay, i know. Wo ich allerdings auch dazu sagen muss, dass dieses auch nicht ganz der Wahrheit entspricht. Da ist schon auch einiges aus Einigen deiner anderen Texte ineinander geflossen.

Heilandsack, das ist viel geworden. Unbemerkt. Ist aber halt auch irgendwie echt ne Passion so einen Gedanken beim Schreiben zu entwickeln. Zehn Zeilen sollten das eigentlich werden, in denen ich auf das Prinzip hinweisen sollte. Gut, war wie immer auch utopisch. Kannst du, wenn du Bock hast, hoffentlich trotzdem gerne lesen.


Peace

Basti

Re: Literaturnobelpreisgedicht Nr.1

Autor: Pacaveli   Datum: 30.05.2019 13:46 Uhr

Kommentar: So einen noch, falls es denn jemanden geben sollte, der sich bis hierher zugemutet haben sollte. Auf der Suche nach einer musikalischen Untermalung wusste ich im Prinzip vorher schon, auf wen ich mich verlassen kann:

https://www.youtube.com/watch?v=ZSEPKu8EKCI&list=RDZSEPKu8EKCI&start_radio=1

Zuerst mal, dass soll gesagt sein, handelt es sich bei der Wahl des Dichters sicher nicht um eine Provokation. Ist halt einfach einer der Besten, im 20. Jahrhundert bis her, meiner Meinung nach, der beste seiner Zunft. Und hier bringt er es wieder mal auf den Punkt. Wobei sich da wieder so eine Konstellation von Gleichgewicht und Aufhebung ergeben hat, dass ich interessant finde. Von Wähler und Gewähltem.
Auf der einen Seite macht der Wähler, der seine Stimmt den Parteien gab, die Hälfte an Gewicht aus, würde ich sagen. Diese 50 Prozent übertragen sich dann auch auf die andere Hälfte der Wagschale, ob eine Partei dabei jetzt tatsächlich in ein Parlament einzieht, ist unerheblich. Stimme auf der anderen, Prozent(chen) auf der anderen Seite, das ist entscheidend. Und dann, das ist wirklich interessant: Die Nichtwähler, die in ihrer Gesamtheit als ein Körper mit der Masse null auf die Seite der Parteien zu schlagen sind, würde ich sagen. Im Prinzip würde sich aber auch selbst, hätten sie gewählt. Nur das Gesamtvolumen ändern, die Statik bliebe die Gleiche. Es sei denn... man zählte ihre Stimme als genau das, was sie ist. Abwahl. Gegen alle. Dann würde das Ding kippen, ziemlich sicher, dass war schon ein Gedanke, der mir in anderen Zusammenhänge kam. Und der sich hier eigentlich recht schön einbaut.
Macht einfach Spaß, mit dem Gedanken zu spielen, finde ich. Jetzt reicht's dann aber auch, endgültig!

Peace

Basti Labbersack :)

Re: Literaturnobelpreisgedicht Nr.1

Autor: Alf Glocker   Datum: 30.05.2019 15:51 Uhr

Kommentar: Uff, das ist eine ganze Menge...am besten ich lese erst einmal Dein Gedicht, von dem Du gesprochen hast...

Grüße
Alf

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