Sie waren mal in uns, diese Träume,
die wahr mal waren, wie gelebt.
Aus Wäldern schossen unsre Bäume
in Himmel, die wir angestrebt,

dort lebten Ritter, lebten Drachen,
in grünen Ländern, tiefen Seen,
dort schliefen Schätze, zum Erwachen,
zwischen Riesen, Flügeln, Feen,

durch tiefste Täler, höchste Berge
floss Leben mit dem goldnem Fluss,
durch dunkle Höhlen, fiese Zwerge
schlug sich Liebe durch zum Kuss,

wenn Frauen riefen, Welten sanken,
weil Böses aufkam, kalt und grob,
dann siegte Gutes, ließ uns danken,
weil sich in uns ein Vorhang hob.

Sie waren einmal wahr, die Märchen.
Sie waren mit uns in der Welt,
bis wir uns schieden, so wie Pärchen,
wo einer einen andren behält,

wenn sie sich auseinander leben.
Wir gaben uns mit ihnen hin.
Mit Träumen, die wir aufgegeben,
gaben wir ein Stück vom Sinn

und wo von Prinzen, Helden, Rettern,
die wahr mal waren, keiner mehr träumt -
wer soll da zum Kampf auf Wolken klettern,
die ganze Horizonte fortgeräumt?


© Sebastian Deya


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