Dezemberwald,
Weilburger Tal.
Gewächse ohne Haut im Frost.
Verzweigte Buchenvenen
dehnen sich im blassen Himmelsgewebe.
Das kalte blaue Blut
erstarrt in den dünnen Haargefäßen.
Orangeföhre –
Pulsadern des Waldes
schlagen im fiebernden Schweiß...
Buschige Teilchen von Nadeln
saugen den sauren Nebel
verzweifelt
in sich hinein...
Der rote Himmelskörper
kühlt allmählich ab
und versinkt
im lethargischen Schlaf.
Alle,
alle viertel Stunde
spritzt ein Nadel-Jet
quer durch das Holzgewebe
sein weißes Gift...
Schlag,
schlag an.
An,
Anfall...
Dezemberwald,
Weilburger Tal.
Der schlaue Geist
in Lärchengipfel
fuchsgespenstisch
schleicht sich ein.
Der Wolkenvorhang
hebt sich schon...
Der müde Himmelsstrahler
flamme auf.
Die Tarnung fällt...
Die Tannenritter,
edle Linde
treten vor.
Der Winterball beginnt mit Wind
in voller Pracht.
Bespannte Buchenkörper –
schweben leicht.
Die Kiefernpanzer –
Kupferglanz,
wie vor hundert Jahr'!
Es gab den Wald,
es gibt den Wald,
er wird noch weiter leben,
wenn der Geist,
der schlaue Fuchsgeist
im Holze
sich noch weiter
tarnen kann...


© Heinrich_Rahn


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