Früh am Morgen lebe ich für den Wecker,
bis er mich aus dem Bett befördert hat.
Dann lebe ich kurz für meinen Körper,
indem ich frühstücke.

Vormittags und nachmittags lebe ich
für meinen jeweiligen Arbeitgeber,
der meine Arbeitskraft nimmt,
um sie an den Staat weiterzureichen.

Am Spätnachmittag lebe ich für den Bäcker,
den Metzger, den Supermarktbesitzer,
für Leute, die etwas verkaufen,
das ich zu benötigen glaube.

Wenn die Dunkelheit hereinbricht
und ich für meine Gesundheit
das Nötige getan habe,
versuche ich einmal für mich zu leben.

Aber meine Reserven sind aufgebraucht!
Zu viele Gesichter haben mich gesehen
und mir mit ihren Mündern
von ihren Anschauungen erzählt.

So lebe ich noch ein Weilchen
für die Hersteller von Fernsehern oder
ganz einfach für die Vergnügungsindustrie,
bevor ich mich zu Bett begebe.

Dort lebe ich, ohne es richtig zu wissen.

Für wen lebe ich?

© Alf Glocker


© Alf Glocker


0 Lesern gefällt dieser Text.

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Für wen lebe ich?"

Es sind noch keine Kommentare vorhanden

Kommentar schreiben zu "Für wen lebe ich?"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.