Durch Zufall trafen wir uns wieder,
sie hat doch nie so ausgesehen?!
Ein Schrecken fuhr mir durch die Glieder,
was war um Himmels Willen geschehen?
Falten im Gesicht, mit grauen Haaren,
was hat sie denn nur so verändert?
Und dies’ in den paar kurzen Jahren,
ihre Augen tief und blau gerändert.
Zuletzt sah ich sie als stolze Braut,
die große Liebe an ihrer Seit’.
Sie war so hübsch und schlank gebaut
mit Rosenstrauß im Spitzenkleid.
Sie war bildschön und strahlend vor Glück
blieb so in meiner Erinnerung,
es liegt doch nur ein paar Jahre zurück,
so kommt es mir vor, Entschuldigung.
Sie behauptete, dass ich noch recht gut ausseh’
meinte, für mein Alter ziemlich passabel.
Fragte, ob ich zur Kosmetik geh’
doch mein Gedächtnis, sagte sie, das wär’ miserabel.
Unser letztes Treffen sei eine Ewigkeit her,
so ungefähr dreißig Jahre.
Nach ihrer Hochzeit sah’n wir uns nicht mehr,
ihren Mann trug sie unlängst zu Grabe.
An uns beiden nagte der Zahn der Zeit,
doch es fiel uns selbst kaum auf,
denn keiner von uns war bereit,
ihn zu begreifen, diesen stetigen Lauf.
Dann jede von uns ihren Weg fortsetzte,
es wird sich zeigen, ob für immer.
Dieses Treffen war vielleicht das letzte,
denn man wird gewiss nicht jünger.
Kommentar:Hallo Doris,
Ja, das ist ein Phänomen, wenn man alte Bekannte trifft, die man ewig nicht gesehen hat, meint man, die wären alt geworden, weil man noch das jugendliche Gesicht vor Augen hat. Bei sich selbst bemerkt man es nicht, da man sich täglich im Spiegel sieht. Wirklich sehr schön geschrieben. Gern gelesen.
Gruß Pedda
Kommentar schreiben zu "Die alte Bekannte"
Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
Sie haben gekämpft und sie haben verloren –
am Ende sind wir alle Opfer der Zeit:
für diese sehr kurze Spanne geboren,
für die eine oder andere Gelegenheit.
Zwischen Sonnenauf- und [ ... ]