Durch Zufall trafen wir uns wieder,
sie hat doch nie so ausgesehen?!
Ein Schrecken fuhr mir durch die Glieder,
was war um Himmels Willen geschehen?
Falten im Gesicht, mit grauen Haaren,
was hat sie denn nur so verändert?
Und dies’ in den paar kurzen Jahren,
ihre Augen tief und blau gerändert.

Zuletzt sah ich sie als stolze Braut,
die große Liebe an ihrer Seit’.
Sie war so hübsch und schlank gebaut
mit Rosenstrauß im Spitzenkleid.
Sie war bildschön und strahlend vor Glück
blieb so in meiner Erinnerung,
es liegt doch nur ein paar Jahre zurück,
so kommt es mir vor, Entschuldigung.

Sie behauptete, dass ich noch recht gut ausseh’
meinte, für mein Alter ziemlich passabel.
Fragte, ob ich zur Kosmetik geh’
doch mein Gedächtnis, sagte sie, das wär’ miserabel.
Unser letztes Treffen sei eine Ewigkeit her,
so ungefähr dreißig Jahre.
Nach ihrer Hochzeit sah’n wir uns nicht mehr,
ihren Mann trug sie unlängst zu Grabe.

An uns beiden nagte der Zahn der Zeit,
doch es fiel uns selbst kaum auf,
denn keiner von uns war bereit,
ihn zu begreifen, diesen stetigen Lauf.
Dann jede von uns ihren Weg fortsetzte,
es wird sich zeigen, ob für immer.
Dieses Treffen war vielleicht das letzte,
denn man wird gewiss nicht jünger.


© Doris Demski 2012


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Kommentare zu "Die alte Bekannte"

Re: Die alte Bekannte

Autor: Angélique Duvier   Datum: 22.07.2012 10:30 Uhr

Kommentar: Sehr treffend und wunderbar geschrieben!

Re: Die alte Bekannte

Autor: Doris Demski   Datum: 22.07.2012 11:19 Uhr

Kommentar: Danke Angelique. So eine Begegnung bringt einen ganz schnell wieder auf den Boden der Tatsachen.

Re: Die alte Bekannte

Autor: Pedda   Datum: 09.08.2012 8:28 Uhr

Kommentar: Hallo Doris,
Ja, das ist ein Phänomen, wenn man alte Bekannte trifft, die man ewig nicht gesehen hat, meint man, die wären alt geworden, weil man noch das jugendliche Gesicht vor Augen hat. Bei sich selbst bemerkt man es nicht, da man sich täglich im Spiegel sieht. Wirklich sehr schön geschrieben. Gern gelesen.
Gruß Pedda

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