Erlebnis Bahn

Meine Bahn ist weggefahren.
Schneefall kippt den Routenplan.
Wohlbekannt ist Winters Zeit
für jedes Fahrplans Pünktlichkeit.

Zwinkernd Augen wolln erquicken,
was sie am End' des Gleis‘ erblicken.
Schneegestöber trübt das Licht
und keine nächste Bahn in Sicht.

Kalter Wind erreicht derweile
meine warmen Körperteile.
Der Unterleib wird leicht nervös,
als hätt ich Hummeln im Gesäß.

Knirschend finden meine Schuhe
auf dem Bahnsteig keine Ruhe.
Arme wedeln, Schultern zucken,
plierend in die Ferne guckend.

Um im Winter nicht zu frieren,
darf man sich nicht epilieren.
Jedes Haar, was mir noch blieb,
ist mir teuer und sehr lieb.

Gänsehaut als neues Kleid
macht sich auf dem Körper breit.
Statt, wie üblich aus der Blase,
läuft das Wasser aus der Nase.

Nach gefühlter Ewigkeit
Steht ein voller Zug bereit.
Öffnet nun die Türe sich,
treffen böse Blicke mich.

Dicke Luft entweicht der Bahn,
wo sich jeder wärmen kann.
,,Bitte rücken!“ plärrt es laut.
Vollkontakt wird aufgebaut.

Langsam kommt die Wärme wieder.
Jeder wärmt des Andren Glieder.
,,Darf ich mal, ich muss hier raus ? !“
Wechselnd steigt man ein und aus.

Wenn ich da bin, dacht ich so,
muss ich dringend gleich aufs Klo.
Der nächste Bahnsteig ist für mich.
Doch die Bahn bewegt sich nicht. …

Irgendwann kam ich dort an
und schwor, ich fahr nie wieder Bahn.
Glücksempfinden schoss heraus,
war ich schließlich dann Zuhaus.

Ich blickte froh aus meinem Fenster.
Flocken schweben wie Gespenster.
Mein warmes Herz will mich frohlocken,
mit heißem Tee und warmen Socken.

© Jens Lucka

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