Der kleine Kramladen um die Ecke,
in dem man für kleines Geld vieles kriegt,
wo alles auf kleinem Flecke,
was man braucht und was nix wiegt.

Wo abgepackt in kleinen Tüten,
fein gestapelt im Karton.
Verschiedene Zutatentypen,
kartiert wie in einem Lexikon.

Hinterm Tresen ein Mensch im Kittel,
noch mit Bleistift und Rechenblock.
Wo man hantiert noch mit Zetteln,
auf einem Spieß danach wird aufgepflockt.

Dinge, die manchmal zu Hause fehlten,
wie Zahnpasta oder Zitronen.
Oder zum Kochen verschiedene Öle,
oder zum Backen auch Aromen.

Von Rasierklingen über Süßigkeiten,
von Seife bis zum Sack Kartoffeln.
Von Mohrenkopf und Tageszeitung,
von Klopapier bis Holzpantoffel.

Loser Tee oder Kaffee in Blechdosen,
die sich an der Rückwand reihten.
Lose Gewürze die in Schubdosen,
in Tütchen abgepackt Duft verbreiten.

All das gab es dort, auch Tabak lose,
für die Pfeife oder zum Drehn.
Auch diese in ’ner Dose,
abgefüllt mit einem Bitteschön!

Das war noch Höflichkeit,
begrüßt mit: „Was darf‘s sein?“
Sehr zuvorkommend, der Kunde König,
keine langen Wege in den Beinen!

Ein Schwätzchen nebenher gab‘s immer,
erfuhr man so viel Neues nebenbei.
Dauerte auch nicht viel länger,
brauchte man doch nur ’ne Kleinigkeit.

Dann war noch die alte Kasse,
dessen Antlitz dir den Betrag zeigte,
dass solch ein Monster lebt fand ich klasse,
präsentiert es doch Gemütlichkeit.

Ein Wohlfühlladen wenn man ihn betrat,
ein Glöckchen am Eingangstür ertönt.
Tiefbraun die Theken, Boden und Regale,
einzigartig der Duft in Nase - ungeschönt.

An Weihnacht war er gut geschmückt,
von weitem vertraute Stimmung.
Ein Anliegen dem Kunden den Alltag entrückt,
und sich selbst in guter Besinnung.

Extrawünsche löste man versöhnlich,
da gab es nie Probleme.
Sein Anliegen nahm man ganz persönlich,
brauchte sich nicht rum mit quälen.

Man war quasi auf Du und Du,
ein recht freundschaftliches Verhältnis.
Im Gegensatz zu heut dazu,
kalt wie Hundeschnauze - unpersönlich!

In Zeitungspapier wurd eingepackt,
in die von vorvorgestern.
Danach hat man seine Ware verpackt,
ein Einkaufsnetz war hier das Beste.

Plastik-Tüten gab es nicht in dieser Zeit,
war auch gar nicht nötig.
Man hatte ja sein Einkaufsnetz,
alles Andere war unnötig!

Und wenn mal war Not-am-Mann,
dann wurde es sogar gebracht.
Dafür sogar noch ein Dankeschön,
keine Mark wurd damit gemacht!


© Michael Dierl


4 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher


Unregistrierter Besucher

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Der kleine Tante Emma-Laden"

Re: Der kleine Tante Emma-Laden

Autor: Michael Dierl   Datum: 20.02.2021 20:25 Uhr

Kommentar: Hallo Julia, ja danke für die Blumen! Solch Tante Emma Läden habe ich zwei Stück gekannt. Einem gehörte den Eltern einer meiner Schulfreunde in der Grundschule. Der war auch quasi bei uns damals um die Ecke, sprich keine 200 Meter weit weg. War sehr praktisch. Die hatten fast alles und was nicht vorhanden war wurde besorgt. Der andere war in einer Großstadt. Beide sehr ähnlich! Ich bin gern in solch ein Geschäft gegangen. Das hat was! Der etwas größere Kramladen wurde von einem älteren Ehepaar in Schuß gehalten. Der hatte im Keller ein phantastisch großes Lager mit Dingen die man vielleicht im 18 Jahrhundert hätte benötigt, also von schmucken Ziernägeln, über Millionen Knöpfe aller Art, Türklinken, alte Schlösser, Kram das keiner mehr kannte für was man es benötigt etc. Da konnte ich mich fast nicht mehr satt sehen. Man könnte ein Film drüber machen. Das Ehepaar war schon etwas älter. Schätze so um die 75 Jahre aber der Laden hielt die beiden fit. War ein paar Mal dort, weil ich Ziernägel brauchte. Hatte ein Stuhl neu gepolstert und da brauchte man spezielle Nägel. Aber die hatten auch Lampenschirme, Kronleuchter, eben Zeugs wie aus dem Film die Zeitmaschine (Altfassung). Ich war total begeistert, dass es sowas noch gab! Schade finde ich, dass es für solche Dinge keinen Nachfolger gibt. Hätte ich gern gemacht, wenn ich nicht damals was anderes im Sinn gehabt hätte.

LG Michael

Re: Der kleine Tante Emma-Laden

Autor: Michael Dierl   Datum: 20.02.2021 20:44 Uhr

Kommentar: Ja, das stimmt wohl was Du sagst! Sie gibt es noch aber leider nicht so oft. So auch eine alte Bibliothek, die ich damals in Frankfurt ausgemacht hatte. Dort bekam man noch Bücher die es gar nicht in großen Auflagen gab. Also, quasi Sonderposten aber für mich gerade recht, weil mich eigentlich die Bilder interessierten zumal sie auch aus den USA waren, was man in normalen Bibliotheken gar nicht zur Ansicht zu sehen bekam. So bin ich mal, wenn ich wieder in der Nähe war hin und hab dort so einige Std. verbracht. Vieles hätte ich gerne gekauft aber wohin. Hab hier ca. 3000 Bücher und bei meiner Ex stehen auch noch welche herum. Man schaut eben rein, stöbert es durch und stellt es wieder in's Regal. Mich haben damals Illustratoren aus den USA interessiert, Zeichenstil etc.

LG Michael

Re: Der kleine Tante Emma-Laden

Autor: Bluepen   Datum: 21.02.2021 9:21 Uhr

Kommentar: Lieber Michael,

genauso war es früher beim "Greißler" (Wr. Bezeichnung für Kramerladen) und ein paar solcher Läden gibt es heute noch.

LG - Bluepen

Re: Der kleine Tante Emma-Laden

Autor: Jens Lucka   Datum: 21.02.2021 10:44 Uhr

Kommentar: Oh ja, ich liebe diese Läden auch ,wenn man sie doch noch hier und dort findet.
Da stöbere ich auch gerne herum. Früher hatte man da seine Stammläden und wusste genau ,in Welchem man was bekommt. Leider sind sie durch die Supermärkte stark zurückgegangen.

Gruß, Jens

Kommentar schreiben zu "Der kleine Tante Emma-Laden"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.