Ich habe das Kommando
der Trägheit übergeben.

Mein Schiff trudelte steuerlos
auf den Wogen.

Es zerschellte an den Klippen
meiner Vorstellungen.

Warf mich ab auf hartem Kies.
Es gab keinen weißen Strand.

Ich wollte dort bleiben,
wo nichts wächst.

Wozu sich anstrengen,
wenn der Boden salzig ist.

Die Uhren blieben stehen,
die Kompassnadel zeigte nichts an.

Ich sah auf das Meer,
an jedem Tag grau, Gischt.

Nur wabernder Nebel,
hinter dem nichts lag.

Keine hektischen Tage,
Fragen in den Nächten.

Vergangenes fortgespült.
Unwichtig, lächerlich, nutzlos.

Der Nebel verschwand.
Ich sah, was mir fehlte.

Mein Boot repariert.
Langsame Fahrt voraus.

Keine Umkehr möglich,
nur Neuanfang.

Ostermontag
13.04.2020


© Katrin Streeck


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Beschreibung des Autors zu "Trägheit"

Wenn das Leben uns aus der Bahn wirft und alles neu ausgerichtet werden muss.

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Kommentare zu "Trägheit"

Re: Trägheit

Autor: Varia Antares   Datum: 22.10.2020 19:34 Uhr

Kommentar: Wow, was für ein schöner Text!

Mir gefallen daran der Stil, die Thematik und die Art, wie Du Worte und sprachliche Bilder verknüpfst.

Manchmal verlieren wir in unserem Leben etwas Wichtiges. Manchmal bricht alles um uns herum zusammen, und nichts scheint mehr zu gehen - bis auf eines: ein absoluter Neuanfang.

Ich freue mich sehr, dieses schöne Gedicht lesen zu dürfen.

Schönen Abend!

Varia

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