"Ich bin so jung, und die Welt ist so alt"
(Büchner: Leonce und Lena)


Die Welt ist wie ein alter Greis,

Der so viel weiß, was ich nicht weiß.

Sie sah so viele Generationen

Schon lange vor mir auf sich wohnen,

Sie sah sie leben, sah sie sterben,

Sie sah die Väter, sah die Erben.

Ich bin so jung, so unerfahren,

Ich bin nicht reich an Lebensjahren.

Natürlich weiß die alte Welt,

was mich bewegt, was für mich zählt.

Sie weiß es, doch was bringt es ihr?

Denn sie ist dort und ich bin hier.

Was für mich neu und und voller Wunder,

das ist für sie nur alter Plunder.

Und was mir Freud' bringt oder Tränen,

Das bringt sie allenfalls zum Gähnen. 

Wenn man erlebt nur alten Quark,

Liegt man nicht schon im eig'nen Sarg?!

Oh alte Welt, es macht mich frei,

Wenn ich dir das entgegen schrei!


© Peter Heinrichs


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Kommentare zu "Jung und alt"

Re: Jung und alt

Autor: Ikka   Datum: 16.07.2019 20:02 Uhr

Kommentar: Lieber Peter, du hast das Büchner-Zitat wunderbar auf deine - und ich denke unser aller - Bedürfnisse verdichtet. Gefällt mir sehr!
Sommerabendgruß,
Ikka

Re: Jung und alt

Autor: mychrissie   Datum: 16.07.2019 20:12 Uhr

Kommentar: Danke, liebe Ikka,

Ich habe das heute mittag in einer Viertelstunde geschrieben, weil mich ein Schüler darum bat, ausnahmsweise mal die Hausaufgaben für ihn zu diesem Zitat zu machen.
Ich hab ihm dafür als "Strafe" aufgebrummt, das ganze Drama von Büchner nochmal in meiner Gegenwart zu lesen. :-)

Liebe Grüße, Peter

Re: Jung und alt

Autor: Ikka   Datum: 16.07.2019 21:11 Uhr

Kommentar: Klaro, als "Freund sinnvoller Erziehungsregeln" musste diese "Strafe" sein ;)
Schönen Abendgruß,
Ikka

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