Da saß ein altes Hutzelweib
vom Alter her nach vorn gebeugt
an des Flusses letzter Biegung.
Sprach:
„Oh was sind nicht all die Jahre
wie dieser Fluss an mir vorbei
und ins große Meer gezogen!
Dabei hat mich stets das Säuseln
hier zur Ruhe wohl bewogen.
Könnte denn nicht der Lebensstrom
rückwärts wieder fließen, kräuseln
das käme mir gelegen schon.“

Ja und als sie dort versunken
in Wehmut und in Trauer gar
da ward der alte, stolze Fluss
der salz`gen Tränen gewahr.
Sprach:
„Dem Alter bin ich dir voraus,
oh gramgebeugtes Menschenkind,
doch kamst du oft an diesen Platz
und teiltest deine Lebenszeit,
als deinen größten Daseinsschatz
mit mir.
So will ich dir, mein ehrbar Weib,
diese Zeit dreifach vergüten!“

Als nun das alte Hutzelweib
vom Ufer sich erstaunt erhob,
da sah sie auf die schimmernd` Fläche
und in ein jugendlich` Gesicht hinein.


© F.B.


5 Lesern gefällt dieser Text.









Kommentare zu "Wendung"

Re: Wendung

Autor: agnes29   Datum: 26.09.2014 9:46 Uhr

Kommentar: Schön deine Zeilen,wie ein kleines Märchen das gut endet.
LG Agnes

Re: Wendung

Autor: noé   Datum: 26.09.2014 11:23 Uhr

Kommentar: Eine wunderschöne (und wunderschön erzählte) Phantasie. Kompliment!
noé

Re: Wendung

Autor: Picolo   Datum: 26.09.2014 19:36 Uhr

Kommentar: Geil .... ;-)

LG Picolo

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