So gehe ich schon bald
ins siebente Jahrzehnt
und warte noch immer
auf die Verpuppung,
um endlich dann als neuer Mensch
aufzubrechen den Kokon,
mich zu erheben
mit buntem Flügelschlag,
losgelöst und frei,
in die endlosen Lüfte.

Und während ich warte,
kriech' ich satt
träge hin zum nächsten Blatt,
doch die Angst stets in mir steckt,
dass ein Vogel mich entdeckt,
noch vor der Metamorphose.
Wie lange dauert eigentlich
so ein Raupenleben?

Ist es nicht die Hoffnung allein,
die uns im Leben hält?


© Pedda/gog 26.03.2014


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Beschreibung des Autors zu "Was uns im Leben hält"

Kriechst du noch oder fliegst du schon? "Eigentlich bin ich ein Schmetterling," sagt die Raupe, "nur merkt es keiner."

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Kommentare zu "Was uns im Leben hält"

Re: Was uns im Leben hält

Autor: noé   Datum: 27.03.2014 0:27 Uhr

Kommentar: "... "Eigentlich bin ich ein Schmetterling," sagt die Raupe, "nur merkt es keiner."..." (Für alle mit geringem Selbstwert...)
DAS ist genial!
noé

Re: Was uns im Leben hält

Autor: Pedda   Datum: 27.03.2014 18:37 Uhr

Kommentar: Hallo Noé, Danke für deinen Kommi. Geringer Selbstwert: so habe ich das eigentlich nicht gesehen, aber sehr interessant, deine Interpretation. Ich dachte eher an unerfüllte Träume. Hoffen wir nicht alle ein wenig, dass da noch was kommt im Leben (die Metamorphose, das Fliegen statt Kriechen)? So lebt und kriecht man weiter und denkt dass da noch was Tolles kommt, wenn die Schule beendet ist, wenn die Ausbildung beendet ist, wenn das Haus bezahlt ist, wenn man die Rente durch hat u.s.w. Das ist ja auch nicht schlecht: dieses Hoffen lässt uns eben weiter leben, kriechend als Raupe. Wenn man sich alle Wünsche immer gleich erfüllen könnte, das wäre ja auch nix, oder? So hatte ich das gemeint. LG Pedda

Re: Was uns im Leben hält

Autor: noé   Datum: 27.03.2014 21:04 Uhr

Kommentar: So kann man es natürlich auch sehen...
Aus diesem (Deinem) Grund bin ich ja der Meinung, "man" solle mehr im Jetzt leben, jetzt die guten Momente, die jeder hat, voll bewusst wahrnehmen und genießen, sich Erinnerungen speichern für Momente, wenn es wieder mal hart daherkommt. Immer nur auf ein imaginäres Morgen schieben ist eine schlechte Wahl, denn wer weiß, ob wir es überhaupt er-leben. Meine schönsten, übergoldeten Erinnerungen, die wie Felsnadeln aus einem unendlichen Meer hervorstechen, sind die kleinen Momente, die ich mir bewusst vor Augen geführt habe, als sie geschahen.
Wenn wir uns alle Wünsche erfüllen könnten, würden wir nicht mehr LEBEN, denn die Wünsche sind es, die uns immer weiter vorwärts treiben. Und Wünsche müssen sich gar nicht immer im Habenwollen erschöpfen, es kann durchaus auch ein Gebenwollen sein wie auch ein Lebenwollen, aber immer ein Wollen.
noé

Re: Was uns im Leben hält

Autor: Pedda   Datum: 31.03.2014 17:45 Uhr

Kommentar: Hi Noé, Danke für deinen lieben Kommentar. Besonderen Dank für das "Gebenwollen" und "Lebenwollen". Genau so ist es. LG Pedda

Re: Was uns im Leben hält

Autor: Karwatzki,Wolfgang   Datum: 15.04.2014 19:12 Uhr

Kommentar: Hi Pedda,Hallo Noe,

ich stimme eurem Diskurs voll zu. Entscheidend ist das Wollen mit den Varianten Geben, Leben,Lieben.
(Wusste so ähnlich schon Goethe:"Wer immer strebend sich bemüht, den wollen wir erlösen")

Gruß auch an die Ostereier
Wolfgang

Re: Was uns im Leben hält

Autor: Pedda   Datum: 17.04.2014 19:19 Uhr

Kommentar: Hallo Wolfgang, schön, dass du auch wieder fliegst... LG Pedda

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