Der Anzug ist jetzt schon seit zwei,
Drei Wochen in der Schneiderei,
Die Ärmel war’n ein Stück zu lang,
Drum unvermeidlich war der Gang
Zu meinem netten Änderungsschneider.
Das Warten zog und zog sich leider.
Doch während diese Zeit verrann,
Sprang mich ein Unglücksahnen an;
Es wuchs im Schlaf, dann auch am Tag,
Was sich denn wohl ereignen mag,
Wenn ich den Anzug dunkelblau
Vom Schneider abzuhol’n mich trau.
Und es betrübte mich die Frage,
Ob ich, wenn ich den Anzug trage,
Dies muss, weil wer gestorben ist,
Und zwar genau in dieser Frist.
–––
Doch schließlich war der Anzug teuer,
Und ich vertreib die Ungeheuer,
Die Fantasien von Tod und Grab,
Und hol den Abzug trotzdem ab.
Dann öffne ich die Wohnungstür
Und seh’ am Boden ein Papier,
Ein Briefkuvert! Ich zittre, schwitze,
Und als ich dann im Sessel sitze,
Wag ich fast nicht es aufzureißen;
Was mag der Inhalt wohl verheißen?
Jedoch ich seh', verwirrt von Ahnung,
Nein, diesmal ist es keine Mahnung.
Ist's doch – erneut bricht Angstschweiß aus –
Die Einladung zum Leichenschmaus?
Wem ich wohl kondolieren muss?
Ich fühl mich schrecklich. Doch zum Schluss,
Als ich mir schon die Haare raufe,
Seh’ ich, es geht um eine – Taufe.
Das Schicksal hat, begreif ich nun,
Mit Anzugsfarben nichts zu tun.
Und dann les' ich am unteren Rand:
Die Taufe feiern wir am Strand,
Da Schlips und Anzug dort nur stört,
Kommt alle nur in Jeans und Shirt.
die Geschichte ist wirklich mitten aus dem Leben entstanden. Manchmal blähen sich irgendwelche düsteren Vorstellungen auf wie Ballons. Zum Glück ist nichts passiert, als ich den Anzug abgeholt habe, noch nicht mal eine Taufe. :-)
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