Den ganzen Morgen Kohlen schippen,
dann in der Pause Bier `reinkippen.
Den Hof schön kehren, nicht verzagend
und bald schon ist es Feierabend
und von der Arbeit richtig schlapp
schleppt er sich hin bis zum „Schnapp ab“.
Das Bier, das rinnt ganz froh und munter
dem Maxen seine Kehle runter.
Jetzt geht’s nach Haus, der Weg ist lang.
Da kommt der Kiosk, Gott sei Dank.
Zwei Dosen und mit neuer Kraft
hat Max sich auf den Weg gemacht.
Diesmal ist’s kurz, mit einem Satz
ist Maxen auf dem Sachsenplatz
und gegen seinen Durst, den großen,
holt er sich dort noch zwei, drei Dosen.
Mit Müh’n und Schmerzen in den Waden
erreicht er dann den Blumenladen,
der außer Blumen, gelb und rot,
auch Bier noch hat im Angebot.
Nach dieser Stärkung wankt er zwar,
doch schafft den Berg hinauf zu SPAR,
wo er im Kreise Gleichgesinnter
noch schnell kippt zwei, drei Biere hinter.
Nach diesem langen Marsche dann
kommt er vor uns’rer Türe an.
Die Zunge schwer, kein Gleichgewicht
und eine Lähmung im Gesicht.
Zum Dank für all diese Strapazen
muß auf die Strafbank er sich platzen
und kann zum Schluß noch glücklich sein,
darf er noch vor dem Abendbrot rein. *
Ein Tag im Leben eines Bewohners eines Heimes für Wohnungslose.
Der Name ist frei erfunden. Die Geschichte ist wahr und wiederholte sich täglich.
Der Schnapp-ab-Markt ist jetzt eine Lagerhalle. Der Kiosk mußte einem neuen Busbahnhof weichen. Der Getränkemarkt auf den Sachsenplatz beherbergt jetzt ein Computerfachgeschäft. Der Blumenladen hat keine Getränke mehr im Angebot und an Stelle des SPAR-Marktes steht jetzt ein Wohnhaus. Der Max lebt nicht mehr.
* Betreten des Heimes nicht im betrunkenen Zustand erlaubt.
Kommentar:Ich muß dazu sagen, dass ich seit vielen Jahren mit diesen Menschen Heiligabend als auch Silvester feiere, so wie in einer Großfamilie.Da haben wir dann die Ereignisse des letzten Jahres in Versform vorgetragen. Keiner, der Angesprochenen war je beleidigt, aber manch einer hat darüber nachgedacht. Wir haben einige, die seither trocken gworden sind. Vielleicht hat auch der vorgehaltene Spiegel dazu beigetragen.
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Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.