Ich sitze in der Sonnenglut
Behäbig ruht mein Sinn.
Ich strebe nicht nach Geld und Gut,
Weil ich zufrieden bin.

Ich sitz auf einer Wirtshausbank,
Weit offen stand das Tor,
Ich trat hinein ganz frei und frank,
Verweilte nicht davor.

Was frommt mir traun denn Gut und Geld?
Die Ruh’ ist hier zu Haus,
Hier atmet still und leis’ die Welt,
Nie mehr geh ich hinaus.

Da tritt wer Großes an den Tisch.
„Was wünschen Sie, mein Herr?
Soll’s Rind sein, Wildschwein oder Fisch,
Wir hab’n ganz frischen Stör“.

„Mich schert nicht Fisch, mich schert nicht Fleisch,
Weil ich zufrieden bin.
Nach Gold und Gütern ich nicht heisch’,
Nach nichts steht mir der Sinn!“

„Sie sollten nicht zufrieden sein“,
Der Gastwirt sagt es laut.
„Nur wer verzehrt, darf hier hinein,
Dafür ist es gebaut“.

„Zum Zechen fehlt mir Münz’ und Schein,
Ich brauch’ dergleichen nicht.
Man könnte nicht zufried’ner sein
Hier im gedämpften Licht“.

„Mit Geld wär’n Sie weit besser dran,
So wahr wie ich hier steh’.
Zufriedenheit ist leerer Wahn,
Doch kommt mir die Idee...

Ich brauche in der Küche wen,
Der scheuert, spült und wischt.
Pro Stunde gibt’s acht Euro zehn,
Von nischt kommt nun mal nischt“.

Drauf spül’ ich Teller manchen Tag
Und an der Arbeit Ende
Mach Schluss ich mit der ganzen Plag’,
Zeig meine leeren Hände.

„Vergiss den Zahltag“, meint der Wirt,
„Mein Wirtshaus gibt’s nicht mehr,
Belegschaft ist schon abgeschwirrt,
Die Kassen sind schon leer“.

Ich setz mich in die Sonne hin,
Was brauch ich Gut und Geld?
Wenn ich nur ganz zufrieden bin,
Umarme ich die Welt.

Der Wirt wird auch zufrieden sein,
Der unter Palmen lag,
Er hatte Geld in Liechtenstein,
Jetzt speist er gut, trinkt teuren Wein

Und achtet nicht der Sonne Schein.
„Konkurs“, so meint er, „ist schon fein.
Wie könnte es auch anders sein?
Heut' ist ein schöner Tag!“


© Peter Heinrichs


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