Schlafe schön, mein Hexlein, schlafe schön!
Ungeröstet darfst Du schlafen gehn
Dringt die Marinade in dich ein,
darfst du morgen dann mein Hauptgang sein.

Träume schön, mein Hexlein, träume schön,
träume süß vom leisen Bratspießdreh'n
und wie die Flammen erst das eine Bein,
dann den ganzen Körper bräunen fein.

Ja, mein Hexlein, glaub mir, es ist wahr,
nach zwei Stunden bist du durch und gar,
Und dein Leib wird durchgegart und fein
und nicht zäh wie noch im Leben sein.

Messer, Gabel liegen schon bereit,
Jung gebräunt hat später nie bereut,
Nimm's nicht übel, dass ich dich zerteile,
am schnellsten geht das mit dem Hackebeile.

Denn ein edles Dinner kann nur glücken,
wirst du serviert in vielen kleinen Stücken.
Klar, schöner wär's, du könnt'st im Ganzen bleiben,
Jedoch mein Teller fasst nur kleine Scheiben.

Warte nur, bald sind wir ganz vereint,
du abgehäutet und danach entbeint,
dann wirst du durchgekaut, ich werd' dich schlucken.

So schlaf jetzt ein! Und nicht so ängstlich gucken!


© Peter Heinrichs


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Kommentare zu "Schlaflied des Kannibalen"

Re: Schlaflied des Kannibalen

Autor: Callme-ismael   Datum: 28.10.2018 11:22 Uhr

Kommentar: ... kommt mir gleich Dahmer & Meiwes in den Sinn,
waren die doch - wie das Hexlein - gleich gar hin
:D :)

Chapeau der Herr
zu seinem Gedicht
:)

Grüße & Ahoi

Re: Schlaflied des Kannibalen

Autor: mychrissie   Datum: 28.10.2018 11:37 Uhr

Kommentar: Danke für den Kommentar, das ist zumindest das erste Gedicht das ich ohne jegliche einschlägige Erfahrungen zum Thema geschrieben habe.

Re: Schlaflied des Kannibalen

Autor: Ikka   Datum: 29.10.2018 0:53 Uhr

Kommentar: Es hat Spaß gemacht, dieses "Schlaflied" zu lesen, lieber Peter!
Gruß, Ikka

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