Was hätt ich früher drum gegeben
im Schlaraffenland zu leben.
Mein Traum, der war alle Tage:
Schokolade, ohne Frage.

Alles Süße, alles Feine,
wünscht ich mir, für mich alleine,
um im Paradies zu weilen
und mit niemandem zu teilen.

Vollmilch, Marzipan und Nuss,
krieg ich nun im Überfluss.
Ich kann wirklich alles haben,
um mich stets daran zu laben.

Jedoch die Mode ist dagegen.
Verfolgt mich, fast auf allen Wegen.
Vollschlank sein, das ist ein Graus
und ist man fett, dann ist es aus.

Mein Bauch sich nicht an Grenzen hält.
Mir passt kein Kleid von Lagerfeld.
Man muss begreifen und verstehn:
Nur, wer dünn ist, ist auch schön.

Egal, wohin man nun auch schaut,
die Körper werden abgebaut.
Hab ich neunzehn BMI,
bin ich noch ein dickes Vieh.

Light-Diät, heißt die Devise,
Essen bringt mich in die Krise.
Plagt mich mal ein Hungerrausch,
tut‘s zur Not ein Wattebausch.

Null Gramm: Mein Idealgewicht!
Das heißt Tag für Tag Verzicht!
Erhebend ist der Schlankheitswahn
bis ich nicht mehr stehen kann.

Aber ich kann nicht vergessen:
Früher kriegt ich wenig Essen,
heut ist mein Magen wieder leer:
Ich versteh die Welt nicht mehr.

Irmgard Hiergeist.


© Irmgard Hiergeist


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Beschreibung des Autors zu "Falsche Zeit"

Das Gedicht ist natürlich mit einem Augenzwinkern gemeint und war die Ursache für mein Buch "Jenseits von schön"

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Kommentare zu "Falsche Zeit"

Re: Falsche Zeit

Autor: Mariposa   Datum: 22.10.2012 23:27 Uhr

Kommentar: Wirklich toll & eine gute Kritik zum heutigen Schlankheitswahn!

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