Bei traumhaftem Wetter blendend drauf,
begann ich meinen Tageslauf,
bis dann ein Brillenverlustefrust,
vergällte blitzschnell jede Lust.
Ich nutze meine Brille für die Ferne.
Zum Lesen verzichte ich auf sie gerne.
Da sehe ich noch altersjung gut.
Meine Brille spürt den Übermut.
Die nehme ich trotzdem öfter ab,
wenn ich also zu lesen hab.
Doch kommst du in die greiseren Jahre,
zwar weit noch weg von der Friedhofsbahre,
dann flüstert dein avisierter Pflegeplatz
ganz leise den blöden Spruch und Satz,
dass er kaum länger warte vakant,
verdorre so weiter dein Verstand
Zart hapert s mit dem Gedächtnis schon.
Zuerst verblasst deine Konzentration.
Besonders beliebt für Verlustgefahr:
Deine Brille, die dir Sehhilfe war,
die du irgendwann vermisst,
weil sie nicht auf der Nase sitzt.
Muffelt auch nicht am Abort,
von da gingst du mit Brille fort.
Schreibtisch, Diele, Essenszimmer
haben keinen blassen Schimmer,
wo die Brille sich versteckt,
weil sie dich mal wieder neckt.
Die Treppe runter und wieder rauf
suchst du jetzt im Dauerlauf,
denn nach Soest zu dem Termin
musst du leider pünktlich hin.
Ohne Brille geht das kaum,
willst du nicht enden am Streuobstbaum.
Dein Frust bringt dich in heftige Rage.
Du suchst sogar in der Garage,
in der du heute noch gar nicht gewesen.
Bis
dir einfällt, du hast doch da was gelesen.
Da kam ein Brief, der hat dich interessiert
Und weil die Brille beim Lesen irritiert,
hast du sie abgenommen.
Du erinnerst dich noch?
Verschwommen?
Dann endlich findest du die Brille,
die in aller hämischen Stille
an diesem schönen Sommertag
harmlos auf der Mülltonne lag,
die neben dem Briefkasten steht
wo immer die Post eingeht.
Und jetzt schon glücklich versonnen,
weißt du genau, wie die da hingekommen.
Du hattest sie wirklich dort hingelegt,
weil dich diese briefliche Nachricht erregt,
die dir besonders wichtig war.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.
„Schau doch wie die Bäume blühen“
flüstert mir mein Freund ins Ohr.
„Siehst du wie die Jahre ziehen?!“
frage ich ihn voll Humor –
aber er geht nicht drauf ein,
denn er lässt [ ... ]