.


FÜNFTER AKT


Karugar

der uralte Runzelknorpler

drückt sein Wucherbart

ins Verschlagsloch



denn im unteren Bierkrug kroch

durch klebrige Splitter

das Moluskenheer



Backsteine zittern

wenn Heiruppnasen Regen wittern

und Riesentropfen

auf erhitzten Felsen zischen



sieh an, Magister Moorbart

wie schön die Wurzel Erdstrang knarrt!

wir platzen in die Siedlung hoch

kein Wasser dringt zum Brunnenloch



Pechschwärze versteinerte die Krümel

es klagten die fleißigen Würmel

und Hummelschwanz

der Lehmer

träumt von seinem tönernen Schemel

als Wasser ihn zu weichen Schichten trug

und er sich neue Tonstädte schuf



und Karugars Nase

rümpfte eine welke Warze

und platze

vor einer Würstchenbude

verfing dabei gar Stöckelschuhe



die Schlingel drehten Kringel

und keine fleißige Sichel

hielt sie lange davon ab

hungrig nach Himmelssaft



und Fleischer Moritz musste weichen

trotz grobem Salz mitten der Speichen

der Lehmer hielt es fern vor Würmeln

die im Gekreische von Omas

bummelnd an Stützstrümpfen

aufrecht schummeln



Schalmei Schumelei

die Schlaumeier sind dabei

Salbei zieht sie an und Haferschleim

durch ein Kräuterbonbon atmet man

so frei aus diesem Krims und Krams

in Oma Irmgards Täschelein



der dickste Plagegeist

ist Heinrich von Dreist

der kennt die Schlingpflanzen

für alte stolpernde Schranzen

und zieht so gern am Strick



nach Ewigkeiten sind sie zurück

und strotzen vor Glück



die Moortaube stratzte vom Dach

selten so ausgiebig gelacht

der Spatz Mumpitz flitzt herab

und grabscht mit einem Heer

von Artgenossen nach dem Teller



die Sahnetorte vor dem Stehcafé

scheint hinfortgeweht

was ist mit dem Dreck bloß los?

der plustert sich

wird häufchengroß

schäumen aus blubbernden Kanälen

schwarze Pechstränen



als husteten Eimer voller Wasser

blechernes höhnisches Platschern

erklimmen Plattklemper die faulen Augen

der Kanaldeckel

welche aufschrauben



im Riss des Wolkenkratzers drückt

manch zartes Pflänzchen seine Sporen

Gewusel von Insekten und Dialekten

mit tauben Ohren für Doktoren

ohne Schlafzimmer und Staubsauger

purzeln Schmutzfinken

durch Waschbecken



Pimmelpatsch und Tropftrapps

bilden Arme und schmusen herab

wie ein Schandfleck ins Bad

von da wie Äste und Adern zeichnen

sie unselige Geschwader

und enden im Champagnerglas



Knorrbert bibbert am Fenster

dann schüttelt er fester

und mit harten Arschbacken

darf er eine dicke Wurzel kacken



mitten ins Entsetzen der Schlafbetten

das harte Geschwulst hineinstecken

klickern die Psychotabletten

und manche Säufzer sind gewollt

rafft er rosane Vorhänge

weidet das noch grüne Unterholz



Karugar der uralte Runzelknorpler

grunzt mit tiefem Erdenton

es vibriert jeder Keim und Kokon

und schlingert unter Autoreifen

mit Vorliebe auf Zebrastreifen

wo weiße Knospen zappeln und pappeln



aber was ist das schon

im Vergleich zu den Rabenschnabeln

vom Parkschwadron



ein linkes Pack mit Salonfrack

beleidigt ihren guten Geschmack

sie stürzen auf die spottenden Lippen

und reißen an Lefzen und Nippeln

das selbst die Disteln spitzeln

und über Igelkletten witzeln




Please do not USE
anything of my work!

.

DIE WURZELN DES BÖSEN

© © j.w.waldeck 2008


© j.w.waldeck 2006


3 Lesern gefällt dieser Text.





Beschreibung des Autors zu "DIE WURZELN DES BÖSEN"

ALS SICH DIE ERDE ERBRACH
(Ein Umweltmärchen)

Ein scheinbar lustiges Schauspiel in sieben Akten.


zu I - UNKENDORF LEBT
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/5/Lustige/40527/UNKENDORF-LEBT/

zu II - UNTER KANNIBALEN
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41129/DAS-SCHLARAFFENLAND/

zu III - RUF IN DIE FINSTERNIS
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41130/RUF-IN-DIE-FINSTERNIS/

zu IV - DAS SCHLARAFFENLAND
https://www.schreiber-netzwerk.eu/de/1/Gedichte/27/Gesellschaft/41143/DAS-SCHLARAFFENLAND/




Kommentare zu "DIE WURZELN DES BÖSEN"

Re: DIE WURZELN DES BÖSEN

Autor: Alf Glocker   Datum: 29.03.2015 11:18 Uhr

Kommentar: innerordentlich schwergenadelt ins Schartenherz!

Re: DIE WURZELN DES BÖSEN

Autor:   Datum: 29.03.2015 15:06 Uhr

Kommentar: Ich habe das ganze fast in einem Guss geschrieben.
Die Ideen mit dem Hitlerkäfer und den Pharao-Ameisen stammen von einer Freundin.
Die letzten Kapiteln lasse ich im Klamauk enden. Denn das ist das ganze Tollhaus hier...

Kommentar schreiben zu "DIE WURZELN DES BÖSEN"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.