Ich bin nur noch Jemand

© Harald (Tom) Gressel - eigene Interpretation eines Bildausschnittes von Thomas Fearnley, welches vom Buch-Cover des Buches "Morgen und Abend" von Jon Fosse stammt

Ich bin nur noch Jemand

Manchmal denke ich daran wie es war,
als wir noch zusammen waren.
Du hast mir ins Ohr geflüstert: „Ich bin zum Sterben glücklich“
Ich redete mir ein: „Du bist die Richtige für mich!“

War ich bei Dir, fühlte ich mich einsam.
Es war die Liebe und doch kein gemeinsam.
Es war ein Schmerz,
der noch gut im Gedächtnis verweilt, in mir, in meinem Herz.

Eine bestimmte Art von Traurigkeit kann süchtig machen.
Am Ende wie eine Resignation, nichts mehr zu lachen.
Immer das Ende.
Keine haltenden Hände.

Als wir herausfanden,
unsere Liebe kam abhanden,
dass es mit uns keinen Sinn mehr macht,
sind wir aufgewacht…

Da sagtest du: „Wir könnten immer noch Freunde bleiben.“
Aber ich gestehe mir ein, ich war froh, dass es vorbei war, nicht mehr leiden.
Du hättest mich jedoch nicht gleich ganz zur Seite schieben müssen, fallen lassen.
Mich, uns, verdrängen, als wäre nie etwas passiert,
wäre zwischen uns gar nichts gewesen, nicht zu fassen.

Ich brauche nicht einmal deine Liebe, nicht mehr vertraut.
Du behandelst mich wie einen Fremden, Niegekannten, alles verbaut.
Das ist echt grob.
Dafür gibt es nirgends ein Lob.

Ich schaue in den Spiegel, sprach in mein Gesicht,
„Ich glaube so etwas brauche ich nicht!“
Jetzt bin ich nur noch jemand, den Du mal kanntest.
Nachdem alles verbrannt ist.

Manchmal denke ich daran, an die Momente,
an denen du mich fertig gemacht hast, es uns schon trennte.
Es sei meine Schuld, sollte ich jedes Mal glauben.
So will ich nicht leben. Wird mir alles rauben.

Aus jedem deiner Worte irgendetwas herauslesen zu müssen.
Warts schon am Gehen.
Und: „Du wirst mich nicht mit jemandem anderen sehen.“
Hast gesagt:“ Ich kann loslassen! Es ist zu Ende, nicht nur fühlen, auch verstehen!“

Du hättest mich jedoch nicht gleich ganz zur Seite schieben müssen, fallen lassen.
Mich, uns, verdrängen, als wäre nie etwas passiert,
wäre zwischen uns gar nichts gewesen, nichts zu fassen.

Ich brauche nicht einmal deine Liebe, nicht mehr vertraut.
Du behandelst mich wie einen Fremden, Niegekannten, alles verbaut.
Das ist echt grob.
Gibt es dafür kein Lob?

Warum bist Du gleich so tief gesunken?
Musstest Du dies tun? Wie nicht mehr da, ertrunken.
Du hast deine Schallplatten von deinen Freunden bei mir abholen lassen.
Hast deine Telefonnummer geändert, kann es immer noch nicht fassen.

Ich glaub, so etwas brauche ich nicht.
Jetzt bin ich nur noch jemand,
den Du mal kanntest.
Ein einsames Licht.

© Harald (Tom) Gressel


© Harald (Tom) Gressel


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Beschreibung des Autors zu "Ich bin nur noch Jemand"

...wenn meine Gedanken noch wirr sind und ich sie zu Papier bringe, entsteht beim erneuten Betrachten von außen eine andere Sicht. Die zuvor wild hüpfenden, scheinbar nicht zu bändigenden Gedankenwirren nehmen eine ruhigere Gestalt an...




Kommentare zu "Ich bin nur noch Jemand"

Re: Ich bin nur noch Jemand

Autor: akilegna   Datum: 27.10.2025 12:59 Uhr

Kommentar: Oh, Harald, jetzt ist mein ganzer Kommentar verschwunden... Ich kenne diese Situation und habe einige Gedichte dazu geschrieben, die auch hier zu lesen sind. Zum Beispiel - Ohne Dich. Verletzt zu werden tut weh. Aber gut, dass du schreibst darüber. Im Nachhinein wirst du sehen, wie toll dein Gedicht geworden ist.
Alles Gute
Angelika

Re: Ich bin nur noch Jemand

Autor: Harald (Tom) Gressel   Datum: 27.10.2025 16:35 Uhr

Kommentar: Danke Angelika für Deine Worte.
Nichts war verschwunden...

...für mich war es die Erkenntnis, die ich durch tiefe Reflektion erhalten habe...das was weht tut sind die eigenen Verletzungen. Wir glauben es sind die Verletzungen anderer unter der wir ins Leiden kommen...es ist nicht einfach diesen Weg zugehen. Mich befreit es je länger...

Ich habe Dein angeführtes Gedicht "Ohne Dich" gefunden und gelesen und finde es toll, wie Du es für Dich "verarbeitest"... Herzlichst Harald (Tom)

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