Eure Welt, auf Lügen habt ihr sie erbaut,
Wird zusammenbrechen unter lautem Tosen,
Ruhen wolltet ihr im Bett aus roten Rosen,
Grundgerüst aus Illusionen, falschen Losen
Reißt dann mit hinab Besitz, das Hemd, die Hosen.

Suppe, die ihr aus Intrigen habt gebraut,
Wird voll Schimmel aus sich wachsen, euch ertränken,
Euren Hochmut in ein Meer aus Reue senken,
Doch im selben Atemzug Erkenntnis schenken,
Sollt euch, eure Suppe löffelnd, schier verrenken.

Leichenkeller eurer Seele hebt sich laut.
Opfer eurer Habsucht schreien hinter Gittern,
Tief verscharrt, doch werden sie im Zorn zu Rittern.
Eure Welt wird tief in ihren Festen zittern,
Wenn die Leichen des Verrates Düfte wittern.

Ihr, die ihr auf die Verschlei'rung habt vertraut:
Eure Finger die stets nur auf and're zeigen
Soll'n erbeben, brechend richten sich zu eigen.
Köpfe, die voll Hohn sich stets nach and'ren neigen
Werden rollen, wenn verdammte Seelen steigen.

Tag, an dem ein Morgen der Erleuchtung graut,
Wird euch selbst zum Höllenbrand, Gewittergrollen,
Müsst verdrängten Leichen die Vergeltung zollen.
Schwebend steigend sind sie Engel, lang verschollen,
Die euch niemals aus Verdammnis retten wollen.

Ihr, die ihr den Engeln Seelenlicht geklaut:
Gleißend helles Licht im Flammenmeer wird brennen;
Werdet ihr nur ziellos durch die Fluten rennen,
Blind vor Selbstsucht Himmelslichter nicht erkennen,
Durch die eig'ne Hand euch Spreu vom Weizen trennen.

Wut ist der Begleiter, Abscheu eure Braut,
Das Gewand aus Seelenlicht ist längst zerrissen,
Eures Kleides Saum der Unschuld längst verschlissen,
Schwarzer Brocken Kohle übrig vom Gewissen,
Werdet ihr die Reinheit eurer Opfer missen.

Wenn ihr in den Spiegel eurer Seele schaut,
Wird sein Glas beim Anblick der Visagen platzen.
Seelensplitter, um den Schmutz von euch zu kratzen:
Unter Krinte bleiben hasserfüllte Fratzen.
Ruht nie mehr euch aus auf Rosenblatt-Matratzen;

Bettet euch von nun an auf dem Distelkraut.
Eure Welt, auf Lügen habt ihr sie erbaut.


© Theresa Müller


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Beschreibung des Autors zu "Verdammnis"

Dieses Versmaß des sechshebigen Trochäus ist sehr schwer im Takt zu lesen, da es sich dreihebig liest, und mir die Worttrennung zwischen den drei Hebungen nicht immer gelang (Bsp. I-llusionen).
Das wird wohl so manchem übel aufstoßen, aber dafür ist es auch ein aufstoßreiches Gedicht.

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