Der Tag ist grau – die Luft ist kalt
Ich gehe durch den Wald und denke an Dich
Da sehe ich einen Baum – die Blätter sind schon gefallen – sein Moos lässt ahnen, das er schon lange hier steht
Aber dann sehe ich diesen Ast – gebrochen – aber dennoch verbunden – ein kleiner Spatz sitzt auf ihm und schau sich um
Und wie ich ihn so sehe, denke ich an Dich – an meine Freundin
Wie dieser Ast, hast du viel erlebt – vielen Freude und Leben gegeben
Nun aber, fühlst du dich gebrochen – allein – ohne Licht und Hoffnung.
Die Tage an denen du jung und voller Kraft warst, sie kommen dir wie eine Ewigkeit her vor – heute ist alles dunkel, grau und kalt um dich herum
Es kommt einem so vor, als ob dieser Winter kein Ende nimmt – nie wieder Sonne, Wärme und Kraft.
Heute ist ein Tag der Trauer – der Hilflosigkeit – der Angst vor morgen
Während ich den Ast so betrachte, schließe ich meine Augen und dann sehe ich in Gedanken in dein Gesicht – in deine Augen – Augen, die im Moment so viel Schmerz zeigen.
Dieser Schmerz kommt wegen der Einsamkeit – wegen der Ungerechtigkeit – wegen der Hilflosigkeit.
Alleingelassen von allem in der Welt fühlst du dich – so, wie die Menschen achtlos an diesem Ast vorbeigehen, ohne ihn zu beachten – ohne ihm eines Blickes zu würdigen.
Aber ich bleibe stehen – denke an die Zeiten der Blüte, wo alles in bunte Farben schillerte.
Ich denke an den Sommer, wo in der Hitze du durch die Blätter Schatten und Erfrischung gespendet wurde
Ich denke an den Herbst, wo die ständige Farbenpracht jeden aufmerksamen Wanderer eine Freude bereitet hat
So bist du, meine Freundin – du bist für mich wie dieser Ast: Du hast eine schillernde Persönlichkeit – bist nicht eintönig oder fad – du bist eine Farbenpracht an Emotionen, Gedanken und Taten
Und wie dieser Ast, wenn er in voller Blätterpracht steht, im Sommer anderen Erleichterung in der Hitze des Tages spendet, so bist auch du ein Mensch, der so viel Gutes tut – auf unterschiedliche Weise – an unterschiedlichen Orten. Aber selbst setzt du dich der Hitze aus, damit die, die du liebst, sich erfrischt fühlen.
Nun kommen die traurigen Tage – Tage des Vermissens – Tage der Hoffnungslosigkeit – Tage mit der Frage „Warum?“ – es fühlt sich an wie der Herbst, der auf ein Ende hinsteuert.
All das sind die Gedanken in meinem Kopf während ich den Ast sehe – und es berührt mich – es drängt mich – ich will etwas tun – tun gegen Vergessen, tun gegen Leid, tun gegen den Schmerz
Sanft berühre ich den Ast – der Spatz fliegt weg – schaut mir von der Ferne noch zu
Leicht bringe ich den Ast etwas zurecht – denn er ist nur gebrochen – liegt aber nicht am Boden
Meine Hände sind sanft und vorsichtig – ich will es nicht verschlimmern – ich möchte helfen – muss helfen – ich kann nicht einfach weitergehen.
Ich bin mir sicher, dieser Ast, wird in wenigen Tagen wieder sprossen – kleine Knospen treiben – im Frühjahr dann Blätter und Früchte zeigen.
In Gedanken bin ich bei dir, meine Freundin – meine beste Freundin – meine einzig wahre Freundin.
Ich werde bei dir sein – ich werde sanft und vorsichtig sein – ich möchte Dir helfen, wie ich nur kann – auch wenn es dir schwerfällt mich zuzulassen.
Ich bin mir sicher auch du wirst wieder zu Kräften kommen – deine Augen werden wieder strahlen – der Schmerz wird weniger – auch wenn es dir heute nicht so vorkommen mag.
Ich werde wieder kommen – werde diesen Weg wieder und wieder gehen – und jedes Mal wenn ich diese Ast – an diesem Baum – in diesem meinem Wald sehe, dann werde ich an Dich denken – und was du für ein besonderer Mensch bist

Februar 2022
MK


© MK


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Beschreibung des Autors zu "Der Baum im Wald"

Dies ist mein Erstlingswerk hier. Bin auf eure Kommentare gespannt.

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Kommentare zu "Der Baum im Wald"

Re: Der Baum im Wald

Autor: Angélique Duvier   Datum: 11.05.2022 15:14 Uhr

Kommentar: Lieber Michael, wer weiß, man sollte die Hoffnung nicht aufgeben, wenn der Ast des Baumes gesundet und wieder saftige grüne Blätter trägt, wird sich diese Lebenskraft vielleicht übertragen.

L.G.

Angélique

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