Es ist früh am morgen und er weiß, er ist allein.
Seine Frau wollte nach der Pleite nicht mehr bei ihm sein.
Er schlürft nun durch die leeren Zimmer, welche bald gepfändet sind.
Doch gleich, doch bald er der Wirklichkeit entrinnt.
Er kriecht in seinen Tagtraum, in ihm ist sie noch da.
In jener Welt ist er der größte und erfolgreicher als er es jemals war.
Ja so kann er die Wirklichkeit gut überleben.
In seiner Trugwelt kann er weiter mit ihr zusammenleben.
Tagtraum... Tagtraum. Tagtraum!
Er ist ein großartiger Rettungsraum.
Er rettet ihn vor der schrecklichen Wirklichkeit.
Doch wird er von ihr trotzdem nie befreit!

Es ist mittags und du bist auf dem Weg nach Haus.
Du weißt was gleich passiert, gleich ist das schöne Wetter aus.
Die Rüpel deiner Klasse machen dir wieder alles schwer.
Doch gleich, doch jetzt bist du in der Wirklichkeit nicht mehr.
Du versteckst dich in deiner Traumwelt und bist Jackie Chan.
Nun verprügelst du sie und drehst ihre Hälse um wie bei einem Hahn.
So kannst du die Schmerzen gut überstehen.
Denn gegen die Rüpel kannst du eh nicht vorgehen.
Tagtraum. Tagtraum? Tagtraum!
Du bist ein Rettungsbaum.
Er rettet dich in seiner Höhe vor den rauen Tieren der Wirklichkeit.
Doch wirst du trotzdem nicht von deiner Pein befreit!

Es ist abends und du liegst im Bett.
Du weißt gleich wird es hier eklig und fett.
Dein Vater kommt gleich zu dir um mehr als dich väterlich zu lieben.
Doch sofort, jetzt schaffst du es einfach die Wirklichkeit von dir weg zuschieben.
Du rettest dich in eine andere Welt, dort wird dir kein Leid getan.
Dort hast du einen Vater, der dich wirklich liebt und dir lernt Rad zu fahr´n.
So kannst du den Ekel und das Leid ertragen.
Weil morgen wird es dein Vater von neuem wagen.
Tagtraum! TagTRAUM! TAGTRAUM!
Du bist leider nicht mehr als ein wenig hilfreicher Rettungsschaum.
Er lässt dich die Wirklichkeit nur verzehrt wahrnehmen und tut so schnell Vergehen.
Doch er ist immer noch besser als gar kein Licht am Ende des Tunnels zusehen.


© PeKedilly


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