Wer im Stein schläft und den Mörtel nicht bricht
Wer im Sumpf grinst und die Blumen nicht sucht
Der verdient doch das Leben nicht
Der wird nie kosten die Frucht
Sagst du dir
Und schläfst weiter

Wer im Baum kauert und die Fenster meidet
Wer im Wald liegt und das Kissen liebkost
Der verdient's doch dass er leidet
Der wird vergessen, getrost
Sagst du dir
Und kauerst weiter

Wer im Irrenhaus lacht und seinen Kopf verschließt
Wer in der Stadt nächtigt und sich nach Gülle sehnt
Der verdient's das alles vermiest
Der wird für immer abgelehnt
Sagst du dir
Und lachst weiter

Wer im Asphalt sich suhlt und Benzin trinkt
Wer im Auto brennt und den Brückenpfeiler beäugt
Der verdient's dass er im Kot versinkt
Der wird niemals überzeugt
Sagst du dir
Und suhlst dich weiter

Wer im Computer lebt und Gedichte schreibt
Wer im Zwischenraum schreit und Glasfaser frisst
Der verdient's dass er übrig bleibt
Der will das ihr's wisst
Also sagst du's ihnen
Und lebst weiter


© IchWillKeinenNamen


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Beschreibung des Autors zu "Minderwertigkeitskomplex"

Sich selbst zu lieben ist ein schwerlicher Prozess.

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Kommentare zu "Minderwertigkeitskomplex"

Re: Minderwertigkeitskomplex

Autor: Verdichter   Datum: 11.07.2020 1:12 Uhr

Kommentar: Es nicht zu tun ebenfalls...

Re: Minderwertigkeitskomplex

Autor: IchWillKeinenNamen   Datum: 11.07.2020 1:27 Uhr

Kommentar: Da hast du Recht, liebe Verdichter. Jedoch endet nur einer davon im Glück, wenn auch beide im Licht.
Danke für deinen Kommentar.

Umnachtete Grüße,

Re: Minderwertigkeitskomplex

Autor: ThomasNill   Datum: 15.08.2020 18:26 Uhr

Kommentar: Wenn man den Erfolg, egal wie man nun Erfolg misst, nicht sucht,
hat man dann Erfolg verdient?
Nur wer ein Risko eingeht, hat nur der ein Recht zu gewinnen?
Wenn man den Erfolg nicht sucht, oder Misserfolge hat, wird man dann schuldig?

In fünf Strophen werden verschiedene Bilder gezeichnet, die dieses Thema ansprechen. Aber die Bilder entsprechen nicht den üblichen Vorstellungen von Erfolg/Misserfolg. Es sind seltsam, skurile Misserfolge
"Wer im Sumpf grinst und die Blumen nicht sucht"
"Wer im Wald liegt und das Kissen liebkost"
....
das lyrische Ich stimmt immer zu, der Misserfolg ist gerechtfertig!
Dennoch, das lyrische Ich macht weiter, wie gehabt.
Wobei ich eher trotziges Beharren, als Unfähigkeit dazu vermute.
Die Forderungen sind zu verrückt.

Vier Strophen lang ist der Misserfolg, den man verdient, wirklich
Misserfolg: Der wird nie genießen, vergessen, abgelehnt, niemals überzeugt,

In der letzten Strophe aber die Wende: Der verdient's dass er übrig bleibt

Das ist ist ein schönes Gedicht von Dir, dass meiner Ansicht nach, die ganz oben formulierten Fragen, ablehnt und karikiert.

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