Zwischen den Welten

Die Zielgerade
eines langen Lebens vor den Augen.

Die letzten Meter
voller Schmerz und Entbehrungen.

Meter für Meter
kämpfe ich mich nach vorne.

Mit jedem Schritt
fühle ich wie meine Kräfte schwinden.

Am Rand stehen Menschen die mich anfeuern
damit ich weiter gehe.

Worte der Hilflosigkeit, Gesten der Verzweiflung.
Worte, um festzuhalten was zu entrinnen droht.
Worte, um der Sprachlosigkeit zu entfliehen.

„Alles wird gut.“ rufen sie mir zu
„Das Leben ist schön.“
„Du musst doch nur wollen.“

Nur wollen.
Will ich wirklich?

Sie sehen nicht mein Ziel,
sie fühlen nicht meinen Schmerz,
sie können sich nicht meine Angst vorstellen
die ich vor der Zukunft habe.

Eine Zukunft in Hilflosigkeit.
Ein Leben in Abhängigkeit.
Ohne Aussicht auf Besserung.

Ich habe Angst zu leben
aber auch Angst zu sterben.


© Michael Jörchel


6 Lesern gefällt dieser Text.

Unregistrierter Besucher





Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Zwischen den Welten"

Re: Zwischen den Welten

Autor: possum   Datum: 25.05.2019 9:01 Uhr

Kommentar: Lieber Micha,

dein Gedicht geht mir sehr tief in die Seele, es fühlt sich so reell an, dass ich dir sogleich Alles Alles Liebe über den Horizont sende, im Moment bin eher sprachlos besorgt, ich kann es mit Worten nicht ausdrücken, ganz herzliche Grüße an dich und einen dicke Umarmung im Gedanken geht auf die Reise!

Re: Zwischen den Welten

Autor: Michael Jörchel   Datum: 25.05.2019 9:50 Uhr

Kommentar: Liebe possum,
vielen Dank für deine netten Worte. Nicht alles was ich schreibe ist direkt auf mich bezogen. Ich höre intensiv zu, beobachte, mache mir Gedanken und versuche Gefühle und psychische Vorgänge in Worte zu fassen um das alles irgendwie verständlich, sichtbar und greifbar zu machen, manchmal auch um Trost zu geben.

Liebe Grüße
Micha

Re: Zwischen den Welten

Autor: possum   Datum: 25.05.2019 10:01 Uhr

Kommentar: Hallo lieber Micha,
da fällt mir nun ein Stein von Herzen,
es freut mich, dass es dir gut geht,
genieße dein Wochenende
und vielen Dank für deine schnelle Rückmeldung,
liebe Grüße!

Re: Zwischen den Welten

Autor: Michael Jörchel   Datum: 25.05.2019 10:06 Uhr

Kommentar: Man sollte jeden Tag genießen soweit wie es möglich ist. Wenn ich manchmal mit Menschen rede, die nur noch von Maschinen am Leben gehalten und die Schmerzen nur mit Medikamenten gelindert werden können, Menschen, die bei alltäglichen Dingen, beim Essen und in hygienischen Angelegenheiten auf Hilfe angewiesen sind dann fehlen mir oftmals die Worte und ein "Genieße das Leben" klingt, für mich, in dieser Situation irgendwie zynisch. Was sagt man solchen Menschen, die nicht mehr in ein selbstbestimmtes Leben zurückkehren werden und dessen letzer Weg von Schmerzen und der Abhängigkeit von Anderen bestimmt wird? Genießen wir also die Zeit in der es uns noch möglich ist die Zeit zu genießen.

Kommentar schreiben zu "Zwischen den Welten"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.