Meine abwesenden Verwandten

© alf glocker

Wie schwere Träume seid ihr nun vergangen –
nur die Erinnerung an euch blieb…
seid ihr denn wirklich da gewesen?
wir hatten uns, weiß Gott, nicht lieb,
lassen uns die Strecke noch ermessen,
wo ihr in einem Raum zu finden wart,
der nun „gesäubert“ ist von eurem Sein –
und ich? Ich bin allein!

Nicht, daß ich euch wahrhaft vermissen würde…
Und doch ist dort ein tiefes Loch entstanden,
wo ihr für mich, als Angst und Bürde,
gewesen seid – als Trauma, streng vorhanden.
Und nun geht man mit euch so grausam um?!
Ihr konntet doch nur sein wie ihr halt wart…
Ich frage mich andauernd bloß: „Warum
ist kein für euch Platz in meiner Gegenwart?“
Das Dasein ist abscheulich flüchtig: irreal!
Ich finde das fatal, fatal!

Nur noch bei Nacht, da gleiten eure Schatten,
durch einen Raum, der unfassbar um mich,
sich auftut, als Themenkreis, wo eure Taten,
in trüber Wehmut, in dem Ja-ich-denk-an-dich,
ein weit‘res Mal, als Traumbild existieren,
mir sagen, daß ihr, wie Geister, weiterlebt!
Die Seele schreit: „Wohin soll denn das führen,
wenn alles, wonach je ein Mensch gestrebt,
sich immer nur im bloßen Nichts zerstreut?“
Gibt es kein Heut‘?

Ist alles nur ein Rausch und kurze Illusion?
Hat Jemand mal die Augenblicke festgehalten?
Das Universum herrscht in strikter Konfusion –
Es kommen und es gehen die Gestalten,
die sich und anderen zumeist Belastung sind,
die selbst nur glauben, daß sie etwas wissen.
Denn für die echte Wahrheit ist man blind –
man lebt und wütet für das harte Kissen,
auf dem dann schweigend eine letzte Lüge liegt…
Die Ohnmacht siegt!


© alf glocker


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