Schon seit langer Zeit verfolgte ihn
Dieses beklemmende Gefühl,
Dass zwischen den Telefonaten,
Die er täglich triebhaft tätigte
Und denen, die er empfing - ganz klar,
Ein krasses Missverhältnis war.

Und dann kam der trübe Tag, als er
Sich verschloss in seiner Kammer
Und mit dem dicken, schwarzen Stift
Alle Namen, alle Nummern,
Nach denen er doch stets so gierte,
In seinem Adressbuch ausradierte.

Sich zurücklehnend die Augen schloss,
Das Selbstmitleid ein wenig genoss,
Und sich fragte, wie viele Namen bald,
Aus seinem so großen Nummernwald,
Hinter den Trägern, die ihn heben,
Den letzten, lebenden Schweif für ihn weben.

Tragisch-naiver Versuch sich zu beweisen:
Denn es sind stets weniger Menschen als man erhofft,
Höchstens ein paar Telefonnummern.


© Peddagog


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Beschreibung des Autors zu "Telefonnummern"

Wer bildet wohl das letzte Geleit? - Oder: die nutzlose Zahl der Trauergäste.

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