Spiegelkontrolle.
Meine Beine,
kann ich sie umfassen
mit beiden Daumen und Zeigefingern?
Und wieviel Platz ist dazwischen?
So wenig?
Du bist so schlecht,
du bist so so eklig!

Spiegelkontrolle!
Man muss die Rippenknochen sehen,
auch ohne dass du dich streckst.
Und der Übergang von Taille zu den Beckenknochen
muss knöchern sein
und sich hart anfühlen.
Ist da noch was Weiches?
Du bist so schlecht
und so eklig!
Ich hasse dich dafür!

Spiegelkontrolle!
Drehe mein Gesicht
ins halbe Profil.
Wo ist das Loch
zwischen Wangenknochen und Kinn?
Warum ist es nicht so eingefallen
wie gestern noch?
Bah, du bist so eklig,
dass ich dir ins Gesicht spucken könnte -
in dein eigenes Spiegelgesicht.

Schwarz.
Du hast schwarze Augen.
Und rote Schatten.
Weiße Haut
und blasse Lippen.
Der Spiegel lügt nicht.
Nur meine eigenen Augen wissen,
warum du so aussiehst.
Nicht meine Hände haben's gefühlt,
wogegen du dich nicht wehren konntest.
Es war unsere Seele,
die zerrissen ist.
Und es ist dein Körper,
der jetzt büßen muss.
Der Spiegel
öffnet nur ein Fenster,
einen Spalt breit Dunkelheit,
für nur einen kleinen Tropfen Blut.
Die ganze Wahrheit
eingesperrt im finsteren Kerker.
Spielt dein Körper
eine perfekte Rolle-
Was du siehst, ist
unter ständiger Kontrolle.


© schneckerine


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Kommentare zu "Spiegelkontrolle"

Re: Spiegelkontrolle

Autor: ich   Datum: 06.01.2012 16:21 Uhr

Kommentar: Deine Gedichte sind der wahnsinn! Sie drücken so viel aus! Sie sagen alles!

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