Lasse, Herrin, meine Bühne,
Spar mir diese Geißelung,
Musenmutter Mnemosyne,
Göttliche Erinnerung!

Was hast du mit Zeus getrieben?
Wen hast du hervorgebracht?
Dein Verfehlen, Zeus zu lieben,
Hat mich gänzlich krank gemacht.

Deine Tochter Melpomene
Brachte mir Tragödie,
Doch Thalia, diese Schöne,
Nimmermehr Komödie.

Sie, auch sie hast du geboren,
Die mich quälet schadenfroh,
Die zum Dienst mich auserkoren,
Liebevolle Erato.

Hält mich fest ihren ihren Ketten,
Seit ich ihre Sklavin bin.
Was vorbei, was nicht zu retten,
Künde ich als Dichterin.

Müsst ihr, Musen, mich so hassen?
Oh, mir ist abscheulich weh!
Wo habt ihr sie nur gelassen,
Eure Schwester Euterpe?

War sie doch die einzig Gute,
Die zum Dichten mich erhob.
Elendig ist mir zumute,
Seit die Frohe von mir stob.

Ach, was müsst ihr mich so richten?
Musen, seht, es ist genug!
Überdruss bringt mir das Dichten,
Widerlich ist euer Trug!

Meiner Schuld fatale Sühne
Forderte Erniedrigung.
Fort mit dir, o Mnemosyne,
Göttliche Erinnerung!

22.2.2014, neu 26.4.2016


© Marina Garanin


7 Lesern gefällt dieser Text.



Unregistrierter Besucher


Unregistrierter Besucher


Beschreibung des Autors zu "Mnemosyne"

Ihr schreibt über eure Erinnerungen? Das machen Dichter häufig. Aber was bringt sie wirklich dazu? Es ist niemand anders als Mnemosyne, die Göttin der Erinnerung, die zusammen mit Zeus die neun Musen hervorgebracht hatte. Jede der Musen ist für eine anderen künstlerischen Bereich zuständig. Seht, wer bei mir am Werk war!

Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Mnemosyne"

Re: Mnemosyne

Autor: Alf Glocker   Datum: 27.04.2016 9:01 Uhr

Kommentar: klingt fein!

LG Alf

Kommentar schreiben zu "Mnemosyne"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.