Wie herrlich nun die Blumen blühen,
wiegen die Köpfchen sanft im Wind.
Ein kleines Sträußchen schnell gepflücket,
schenkt es der Mutter ihr liebes Kind.

Gedankenvoll sitz ich im Grase,
halt eine Blume in der Hand.
Konnt' als Kind sie nie verschenken,
hab' meine Mutter nie gekannt.

Weiß nicht die Farbe ihrer Augen,
weiß nicht, ob wellig fiel ihr Haar.
Weiß nicht, ob sie mich liebkoste,
weiß nicht, ob sie glücklich war.

Es gibt kein Kreuz, auch keinen Stein
dort, wo sie einst begraben war.
Vergessen ist es, und vergangen,
verloren nach so vielen Jahr'!

Nie konnt' ich ihr ein Blümlein reichen,
niemals ein Gedichtlein sagen.
Sie ging so jung schon aus dem Leben,
in meinen fernen Kindertagen.

Allein geh ich hinaus zur Wiese,
jetzt im Mai; wie jedes Jahr.
Und mit Traurigkeit im Herzen,
denk ich an das, was niemals war.

© suedwind


© August Zinser


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Kommentare zu "Ein (etwas anderes) Muttertagsgedicht"

Re: Ein (etwas anderes) Muttertagsgedicht

Autor: possum   Datum: 09.05.2014 0:28 Uhr

Kommentar: Dies ist sehr lieb und zugleich geht es unter die Haut! Ich schicke dir eine liebe Umarmung! Sie sieht mit Sicherheit von ihrer Welt zu dir und ist stolz auf dich! LG!

Re: Ein (etwas anderes) Muttertagsgedicht

Autor: noé   Datum: 09.05.2014 3:21 Uhr

Kommentar: Du hast den Ort dir selbst erschaffen,
zum Andenken an ihre Seele,
Du weißt nicht, was sie dazu trieb.
Ich denke schon, sie hatt' dich lieb,
sie wusste nicht, dass sie dir fehle,
und dir im Herzen Wunden klaffen.
Sie hat dich vielmals schon geküsst,
wenn du dort wieder traurig bist.
noé

Re: Ein (etwas anderes) Muttertagsgedicht

Autor: axel c. englert   Datum: 09.05.2014 8:08 Uhr

Kommentar: Lieber Gustl,
ich lese Deine Gedichte immer gern, sie tragen eine eigene, persönliche Handschrift – sie haben einfach Charakter.

Sie sind (positiv) gefühlvoll, aber nie schwülstig oder kitschig.
Sie sind von klassischer Schönheit, aber nicht altmodisch.

LG Axel

Re: Ein (etwas anderes) Muttertagsgedicht

Autor: cori   Datum: 17.05.2014 22:37 Uhr

Kommentar: Ich möchte Axel voll und ganz zustimmen!
Lieber Gustl, du hast deiner Mutter, auch wenn du sie nicht kanntest, ein liebes Denkmal gesetzt. Wie schade, dass sie so früh von dir ging.

Viele Grüße
Cori

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