Ich hing nicht lange dort im Forst
denn ich wollte ja gefunden werden
Endlich sah mich jemand an
Wenn auch Umstand nicht der beste war

Das Seil hatte ich neu gekauft
und mein schönstes Kleid getragen
Die Beine hab ich frisch gewachst
und meine Haare glatt gekämmt

Mein Unterleib hatte sich ergossen
über Schenkel in den stillen Forst
Sie nahmen mich herunter
und wuschen meine haarlos Beine

Der Obduzent stellte gleich fest
mein parfümiert geknickter Nacken
hatte mich nicht leiden lassen
Ein hoher Baum schenkt schnelles Ende

Bei letzter Waschung legte er
seinen hübschen Kopf dann schief
die bare Hand auf junge Brust
und kalte Lippen nochmal warm

Der Sarg ist schlicht gezimmert
Meine Hände werden mir gekreuzt
Sie treiben grad die Nägel
in das letzter Kiste Holz


© IchWillKeinenNamen


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Kommentare zu "Die letzte Kiste"

Re: Die letzte Kiste

Autor: Jens Lucka   Datum: 20.10.2020 17:03 Uhr

Kommentar: Hinter unserem Garten wächst ein schöner Wald. Dort hing auch eines Tages Jemand, der wohl schnell gefunden werden wollte, was für Gärtners Augen kein angenehmer Anblick war und lange Zeit ein unwohles Gefühl bot, wenn man seinen Garten betrat. Aber die Sicht aus Jener Seite scheint wohl sehr treffend.

Gruß Jens

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