Wieder hast du deine Bühne,
Besuch ist da, da legst du los.
Gut gefüllt ist die Tribüne,
da fühlst du dich besonders groß.

Polterst den Namen deiner Frau,
Verachtung lässt du freien Lauf.
Nutzt Wörter wie "Trampel" und "Sau",
die Söhne kennen's von klein auf.

"Mach' mir endlich das Käsebrot!",
blaffst du sie bedrohlich an.
Du benimmst dich wie ein Despot,
hältst dich für einen großen Mann.

"Ich hab' Zucker, du dumme Kuh!"
Zur Hochform läufst du wieder auf.
Früher nutztest du auch den Schuh;
schlugst den Sohn, Prügel gab's zuhauf.

Ich wünsch' mir so, dass die Frau sagt:
"Mach' dir selbst dein Scheißkäsebrot."
Dann nicht lang zögert, nicht erst fragt,
endlich beendet diese Not.

Doch alles bleibt, wie's immer war:
Niemand stellt sich ihm entgegen.
Selbst die Söhne, groß, ja stark sogar,
fühlen sich ihm unterlegen.


© Kirsten Scherbaum


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Kommentare zu "Käsebrot"

Re: Käsebrot

Autor: Jens Lucka   Datum: 13.03.2025 9:39 Uhr

Kommentar: Bei diesen Zeilen brodelt es in mir.
Wie kann einer dem anderen so sein. Statt seines Glückes bewusst zu sein, jemanden bei sich zu wissen, wird die Oberhand ergriffen.
Es ist für mich immer unfassbar. Leider scheint das nicht selten zu sein.

Liebe Grüße von Jens

Re: Käsebrot

Autor: Kirsten Scherbaum   Datum: 13.03.2025 16:17 Uhr

Kommentar: Danke dir, lieber Jens, für dein Mitgefühl. Das tut gut. Das Gedicht ist keine leichte Kost, aber ich bin trotzdem geradezu erleichtert, dass nun endlich Worte kommen...

Hab es gut!
Kirsten

Re: Käsebrot

Autor: akilegna   Datum: 13.03.2025 17:47 Uhr

Kommentar: Puh, da ballt sich aber die Faust in meiner Tasche... Mein Vater ist der liebste Vater von allen. Nun 89 und immer noch so positiv, dass er Mitbewohnerinnen hilft usw. Ein sehr einfühlsamer Mann. Wie schrecklich so einen miesen Kerl als Vater zu haben. Bei uns war meine Mutter ja der Feldwebel...Doch bin ich froh, nie in meinem Leben geschlagen worden zu sein. Das haben beide nicht gemacht. Besonders weil meine Mutter von ihrer Oma, die teilweise ihre Mutter vertreten musste, misshandelt wurde.
Ganz liebe Grüße von mir
Angelika

Re: Käsebrot

Autor: Steffi Illi   Datum: 14.03.2025 11:10 Uhr

Kommentar: Hallo Kirsten,

dein Gedicht ist wirklich keine leichte Kost.
Aber es tut bestimmt gut dass einmal niederzuschreiben das kenne ich von mir selbst.

Mein Vater warf auch immer gerne mit seinen Schuhen nach mir... Wenn du nicht schnell genug zur Tür draußen warst dann hat es dich getroffen.

Grüße Steffi

Re: Käsebrot

Autor: Kirsten Scherbaum   Datum: 14.03.2025 12:38 Uhr

Kommentar: Liebe Angelika, liebe Steffi,
Danke für eure Kommentare! Das war vermutlich nicht das letzte Gedicht mit solchen Themen; ich merke, da kommt tief in mir etwas in Bewegung. Das Gedicht hat keine Flashbacks ausgelöst, worüber ich mich freute (klingt vielleicht komisch). Es bleibt ein Heilungsweg.
Liebe Grüße zu euch und habt ein schönes Wochenende!
Kirsten

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