Ihr kaltnackter Körper liegt vor dir
In einem dunkelroten Spiegel
Leere klafft, wo einst ihre schönen Brüste sie schmückten
Tropfende Leere
Rote Höhle
Du legst deine Hände hinein und klammerst Restwärme
Schiebst zur Seite alabasterne Haut
Weißgelbes Fett
Knochenfragmente
Mit bestimmter Kraft weitest du die Leere
Siehst, was nie gesehen werden sollte

Bald nimmt sie schon deine Arme
Verschorfte Ellbogen
Letzter Akt
Du beugst dich hinunter
Erst versinken deine Haare in ihr
Dann dein verzücktes Antlitz
Schließlich umhüllt dein Haupt
In ihrer Brust dein Atem

Es ist still
Du beginnst zu trinken


© Ja


2 Lesern gefällt dieser Text.



Diesen Text als PDF downloaden




Kommentare zu "Durst"

Re: Durst

Autor: ThomasNill   Datum: 01.08.2020 14:18 Uhr

Kommentar: In der ersten Sekunde las ich nur die ersten zwei Zeilen und die letzten. Das mache ich manchmal. Da war die Welt noch in Ordnug und alles schien auf Ruhe, Genuss, Entspannheit, Erfüllung hinauszulaufen. Das warnende kaltnackt, hatte ich einfach als halbnackt gelesen ;-). Das ist ein guter Trick. Als ich dann in der nächsten Sekunde, die weiteren Zeilen oben las, wurde ich jäh abgebremst in meinen Vermutungen und es wurde mir ganz anders zumute. Grausig, unheimlich war nun mein inneres Bild.

das
Siehst, was nie gesehen werden sollte
beschäftigt mich. Ihr Herz, den Stein anstelle des Herzens?
Eine geheimnis mitten drin. Auch fast mitten im Text. Ein Trenner
Auf gruselige Art schön.

Aber dann stocke ich.

Schließlich umhüllt dein Haupt
In ihrer Brust dein Atem

das verstehe ich nicht. Mein Haupt umhüllt etwas,
oder wird es umhüllt?

Schließlich versinkt Dein Haupt.
in Leere, weitem Tal und See
Atmest ihr Blut, riechst ihren Verfall.

Grausig aber gelungen, sehr schön!

Re: Durst

Autor: IchWillKeinenNamen   Datum: 01.08.2020 14:40 Uhr

Kommentar: Ui, das freut mich aber. Also dass es zumindest stellenweise Genuss, Ruhe und Erfüllung vermittelt.

Mit dem Vers über Umhüllung hatte ich die meisten Probleme beim schreiben. Versinken wollte ich nicht nochmal benutzen.
Auch die Worstellung war anders.

Schließlich umhüllt sie dein Haupt
Da hat mich das “sie“ gestört.
Auch in der Zeile mit dem Arme nehmen stört es mich noch, denn ihr ist ja das Handeln genommen worden.

Endlich ist dein Haupt umhüllt?
Kraniumgeborgen?
Dein Haupt füllt die Leere

In ihrer Brust ein Seufzen

-

Naja, jetzt ist es geschrieben und veröffentlicht.
Danke für die Anregungen für nächstes Mal - auch wenn ich nicht die Kraft habe oder haben will oft Grausiges zu schreiben

Liebste Grüße,

Kommentar schreiben zu "Durst"

Möchten Sie dem Autor einen Kommentar hinterlassen? Dann Loggen Sie sich ein oder Registrieren Sie sich in unserem Netzwerk.