Der Frühling winkt,
streckt aus die kleinen
vorlauten, milden Sonnenärmchen.

Der Weiher hat sich das Eis
aus den glitzernden Augen gerieben.
Die grünbehaarten Hügel
reißen sich
ihre weißen T-Shirts
von den Schultern.

Geh heute ohne Wäsche,
du schlankes junges Füllen!
Das lange leichte Kleid
wird deine nasse,
heiße Scham verhüllen.

Du lachst ein kleines freches Lachen.
Dann später auf der schmalen Gitterbrücke, die
den dunklen Bauschacht überspannt,
bleibst du stehn
und drehst dich,
dein Kleid fliegt, die halbnackten
Arbeiter starr´n nach oben,
du schiebst
die Beine etwas
auseinander.
Ach, gönn es ihnen doch!
lachst du, frech wie ein Straßenkind.
Schau mal, wie stark und wild und geil die sind.
Stell, Liebster, dir mal vor, du stehst hier oben
und schaust hinab,
ich lieg mit heller Haut im Dunklen unten,
ein Opfertier, das wimmernd
lustvoll um Gnade bettelnd
tief im Graben geschändet wird von einem
erbarmungslosen schweißnassen Dutzend.

Mir fährt es wie ein Schlag
in den verwirrten Unterleib.

Doch du mit einem jungen Sprung
bist schon am Ufer.
Tschüss Jungs!

Du lächelst. Nichts, nein, gar nichts ist geschehn.
Dein leichtes Kleid
und deine Haare wehn.


© Peter Heinrichs


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