"Ein Junge weint nicht! Mach kein Theater!"
Hör' ich im Geiste noch meinen Vater,
Als ich vom Nachbarsjungen Dresche bezogen
Und fühlte mich damals schon betrogen.
"Haltung bewahren! Sei nicht so laut!"
Prägten sie mir in die Haut,
Bei meinem langen Verrohungsprozess
In Schule, Armee und Business.
War es nicht Magdalena allein,
Die am Kreuze Trauer wagte?
Kein feiger Apostel stimmte mit ein,
Keiner schrie und keiner klagte.
Der grausam-wilde Crô-Magnon
Brüllte lauthals um Erbarmen,
Wen interessierte die Fasson?
Das kalte Kind in seinen Armen.
Gladiatorenkämpfe, Menschen als Fraß,
Und Köpfe rollten vom Schafott,
Für die ganze Familie ein Riesenspaß,
Für die Opfer höchstens Spott.
Wir Vernunftbegabten zählen Jahr für Jahr,
Bei diversen Waffengängen, Verhungerte in Afrika,
Während wir schnell ab uns wenden,
Tote zu hundert- und tausenden -
- Achselzuckend, still, nie klagend
Und immer Contenance bewahrend.
Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.