Es war mir heut` wie gestern;
wir schritten von Lewetzow,
als Brüder und mit Schwestern,
nach Pullitz hin ins Nirgendwo.

Es war mir heut´ wie gestern;
der Wahnsinn trieb sein Spiel.
Wir hörten Menschen lästern,
in unverschämten Stil.

Ach - wäre gestern mir das Heute;
so sänge ich die Hatikvah.
Und ich wär` der Erfreute,
denn ihr, ihr wärt mir nah.

Ach - wäre gestern mir das Heute;
so würde ich bei euch sein.
Und vor der aufgebrachten Meute,
stündet ihr nicht ganz allein.

Heute ist nicht gestern; doch
sind die immer Gestrigen, heute
an Ort und Stelle. Dennoch
werde ich nicht zur Beute.

Heute ist nicht gestern; doch
gehe ich mit Brüdern und Schwestern
die Straße entlang, wie einst Henoch
sehe ich im Heute, kein Gestern.


© Günther Höß


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Beschreibung des Autors zu "Es war mir heut' wie gestern"

Gedanken nach einer Demonstration um 2011 zum Gedenke der ermordeten jüdischen Mitbürger während der Novemberprogrome 1938.

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