Nun ist der November an der Kette.
Ich weine ihm keine Träne hinterher.
Nicht, weil ich nichts zu weinen hätte,
nein, ich habe einfach keine mehr.
So viele nahm der Monat fort.
Ach, was würde ich nicht alles geben,
säßet ihr auf jener Parkbank dort
und wäret noch am Leben!
Ein Lächeln und ein Wimpernschlag,
im Mundwinkel lässig eine Zigarette.
Ich wünschte mir nur einen Tag,
an dem ich alle um mich hätte.
Die Verluste sind so schwer zu tragen.
Wie könnte ich mich selber feiern?
Wie der Himmel ist in diesen Tagen,
ist auch mein Herz: so grau und bleiern.
Jährlich sucht mich der November heim.
Auch diesmal habe ich mich nicht ergeben.
Zum Glück folgt der Dezember hinterdrein,
haucht Wärme in mein Herz. Und Leben.
Kommentar:Liebe Verdichter,
der November an sich ist schon recht deprimierend. Wenn man dann auch noch an die Lieben erinnert wird, die man verloren hat, ist das ein Gefühls-Chaos. Du drückst das in deinem Gedicht aus, aber es kommen auch wieder erfreulichere Zeiten.
Liebe Grüße Wolfgang
Kommentar:Bei deinen Zeilen wird mein Herz auch schwer. Auch bei uns hats in der Winterzeit mächtig eingeschlagen. Muss man sich seine Lebensfreude neu erkämpfen ?
Kommentar:Ich habe das gleiche erlebt. Hier ein Sonett darüber:
Das Ende
Und dann war in den weißen Klinikwänden
dein letztes Atmen noch und dann dein Geh'n.
Dein müder Herzschlag blieb als Linie steh'n,
und ich stand, Blumen in den kalten Händen.
Wo lass ich meine zärtlichsten Gebärden,
wenn du nicht mehr an meiner Seite bist?
Erinnerung, die meinen Schlaf auffrisst,
treibt mich durch Nächte, lässt es Morgen werden,
treibt mich durch neue Nächte, neue Tage –
bis deine Bilder sich in mir verwischen.
Und bitter wird mein Mund. Und ohne Klage
sitz' ich an fremd geword'ner Freunde Tischen
und denk, obwohl kein Trostwort sie versäumen,
nur an dein Geh'n in jenen weißen Räumen.
Kommentar:Lieber Peter, bei deinen Zeilen muss ich sehr schlucken. Genau so ist's und niemand könnte es besser ausdrücken. So traurig und so wundervoll.
Dank auch an alle anderen für die mitfühlenden Kommentare.
Gruß, Verdichter
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Tage eilen in grauen Kleidern
an mir vorbei, doch ich
glaube zu schweben, eingehüllt
in einem Mantel aus Licht.
Ich habe noch viel vor
und halte die Uhren an,
doch das Leben läuft [ ... ]
Strahlend wärmt der Sonnenschein nach dürstend, finsterer Zeit.
Licht und Wärme streichelt alle Sinne, die wir haben.
Ein Märchen scheint erwacht zu sein, in einem bunten Kleid.
Des Lebens [ ... ]
Gevatter Tod, -unsichtbarer Geselle,
verbreitest bisweilen Angst und Schrecken,
stehst von Anbeginn schon vor der Tür,
gehst neben mir, trittst an des Lebens Stelle.