Ich habe auch ein Smartphone. Jedem das seine. Dieser Text richtet sich nur gegen jene, die es einfach übertreiben und kaum noch mitbekommen, was um sie herum geschieht.

An alle Smartphone Junkies

Alles regt sich, alles dreht sich
Wie der Zeiger auf ner Uhr
Überschlägt sich und bewegt dich
Irgendwie von Spur zu Spur

In dieser Welt
In der so selten jemand hält
Den am Moment
Mal konsequent
Einfach nur die Chance gefällt
Dass er sein Potenzial entfalten kann
Stattdessen reißt
Du immer
Mit Brachialgewalten dann
Den Moment,
Und diesen Schimmer
Der die Zukunft noch verdeckt
Konsequent
Kaputt
Und der Moment verreckt
Und wird zu Schutt.

Doch diesen Schutt, den siehst du nicht
Denn du bist jetz schon nicht mehr hier:
Facebook, Insta, alles spricht
Aus der Ferne nun zu dir
Und der Moment im Hier
Der bricht
Und du bleibst du, ich bleib ich
Nur im Netz, da wird aus „dir“ ein „wir“.


Doch wenn du alt wirst, ja dann spricht
Ein Wunsch
Aus Dir,
Das zu sehen
Was jetzt und hier
Mal alles war.
Bevor du gehst
Und glaub mir da
Vorm Ende wird dir klar
Wovor du gerade stehst.

Da fällt mir eine Frage ein:
Willst du hier nur im Rückblick sein?
Willst du nicht? Wirklich Nein?

Dann lass mal einfach leben
Und den Momenten Chancen geben.
Lass mal das Handy in der Tasche lassen
Wir werden eh nur das verpassen
Was woanders gerade geht
Und hier nicht gerade vor uns steht!

Lass mal wenn wir in die Bahn steigen
Nicht mehr zu diesem Wahn neigen
Nur an den allerleersten Plätzen
Uns dann ängstlich hinzusetzen
Um was ins Handy einzutippen
Wir sind jung, lass uns ausflippen!
Lass mal dem, der neben uns sitzt
Der fast vor lauter Handytippen schwitzt
Einfach mal sowas sagen,
wie Guten Tag
Doch ich ahne, eh wirs wagen
Trifft uns der Schlag:
Und...

Alles regt sich, alles dreht sich
Wie der Zeiger auf ner Uhr
Überschlägt sich und bewegt dich
Irgendwie von Spur zu Spur...

Und anstatt es zu wagen
Drehst du dich wieder mit
Im ewig fahrenden Wagen
Im ewig schreitenden Tritt
Denn warum solltest dus wagen
Viel zu gefährlich der Schritt
Nachher geht er dir an den Kragen
Der Fremde Typ der da sitzt.

„Die andern reden ja auch nicht
Tippen auch nur ins Handy...
Nur die eine Frau da spricht
Mit ihrer kleinen Mandy.
Doch die kennen sich ja schon
Da ist das dann ja ganz normal
Die andern sehen's alle so“
Und liberal
Bist du lieber anderswo
Als im Moment,
Denn dieser rennt
Sowieso woanders hin
Das macht für dich dann keinen Sinn.

Dein Blick ist viel zu breitseitig
Zu erkennen wo wir sind
Du lebst lieber überall gleichzeitig
In Gedanken
Wie ein Kind
Das seinen Schranken
Dort entrinnt
Wo irgendwas grad spannender ist
Wo der Moment ein anderer ist
Und...

Alles regt sich, alles dreht sich
Wie der Zeiger auf ner Uhr
Überschlägt sich und bewegt dich
Irgendwie von Spur zu Spur
Und...

Nun bist du physisch hier bei mir
Doch wo ist nur das alte „Wir“?

Du steckst in hunderttausend Sphären
Zerstückelt wie der Staub erlosch'ner Sterne
Den nur noch jene Lichter nähren
Aus einer weiten, weiten Ferne.

Doch alles regt sich, alles dreht sich
Wie der Zeiger auf ner Uhr
Überschlägt sich und bewegt dich
Irgendwie von Spur zu Spur...
Und...

Vielleicht dreht sich dein Sternenstaub
Ja so auch mal hierher zurück
Zu mir, dem Jetzt, dem Hier
Ich glaub an dieses große Glück!


© Alle mit dem Gedicht verbundenen Rechte sind meine.


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